Sa

18

Apr

2015

Panikanfälle und Lampenfieber - wie kann man damit umgehen?

 

Ein Kollege fragte einmal, wie er mit Panikanfällen und Lampenfieber beim Orgelspielen während des Gottesdienstes umgehen könne. Meine Antwort an ihn möchte ich hier gerne wiedergeben, da sie vielleicht dem einen oder anderen genauso helfen kann, wie sie auch meinem Kollegen geholfen hat. Ich schrieb ihm folgendes:

 

"Du bist ein Mensch und kein Mensch ist perfekt. Jeder Mensch darf Fehler machen und niemand muss irgendetwas perfekt vortragen können.

Die Erwartungen der Gemeinde stehen wahrscheinlich in keinem Verhältnis zu den Erwartungen, die Du dir selber stellst. Wenn Du perfekt sein willst, dann stellst Du dich selber unter Druck. Die Gemeinde will keine Perfektion, sie will Musik zum Ankommen, zum Verweilen, zum Nachdenken, zum Mitsingen.... 

Wenn du eine Strophe zu viel gespielt hast - na und? Wenn Du eine Strophe zuwenig gespielt hast, auch egal. Es ist NICHT schlimm! 

Du hast vielleicht z.B. vergessen, das Halleluja zu spielen, oder Du hast irgendeinen Einsatz verpasst. Kein Problem, auch die Pfarrer vergessen einiges, verplappern sich, bekommen Hustenanfälle, stottern mal herum. Na und? Es macht nix! Es passiert! Selbst Kassettenrekorder haben Bandsalat, Plattenspieler Kratzer und CD-Playerlaser springen.

 

Mach Dir klar, dass der Pfarrer, die Gemeinde und Du wie eine Familie seid, die gemeinsam einen Gottesdienst gestaltet. Es geht nie um einzelne Leistungen. Daher halte ich es auch für verkehrt, wenn manch Organist, sein Können unter Beweis stellen will und irgendwelche Konzertstücke aufführt, die nicht in den Gottesdienst gehören.

 

Die Gemeinde ist froh, wenn ein Organist da ist, der Musik macht. Die allermeisten hören nicht einmal wenn Du einen Fehler machst! Die eigene Wahrnehmung ist immer total verfälscht gegenüber der Wahrnehmung, die andere über dich haben.

Es gibt Tage, da findet man, dass man selbst schlecht aussieht. Mal sieht man älter aus, mal müder, dann findet man sich wieder attraktiver, dann wieder zum zuhause bleiben. Schau Dir dann mal die anderen Leute an. Sehen sie nicht jeden Tag aus wie immer? Oder wie mein indischer Bekannter mal gesagt hat "Ihr Europäer seht doch alle gleich aus!"

 

Schreib Dir ein paar Schlüsselsätze auf, die dir helfen und mache sie Dir so oft es geht bewusst, bis sie selbstverständlich sind.

Z.B. Ich bin gut, so wie ich bin.

Es ist absolut ok, wenn ich Fehler mache, niemand ist perfekt.

Ich habe Freude an der Musik.

usw.

Als Kulturwissenschaftler habe ich mich viel mit Verhaltensformen der Menschheit beschäftigt, aber vieles, was ich jetzt hier schreibe, resultiert aus meinen eigenen Erfahrungen.

 

Im Netz habe ich auch noch diesen interessanten Artikel gefunden, der viel gute und hilfreiche Tipps enthält:

http://www.dr-michael-bohne.de/fileadmin/user_upload/pdf/Artikel_das_Orchester.pdf

 

Darin heisst es: "Chopin hat gesagt, Lampenfieber sei nichts anderes, als mehr zeigen zu wollen, als man kann."

Ich finde, in dem Satz steht schon ein Hauptgedanke drin. Andere Gedanken sind auch:

 

Angst vor Blamage

Angst nicht gut genug zu sein

Kein Selbstbewusstsein, (oder zu wenig)

Falsche eigene Wahrnehmung

....

 

Alle haben mehr oder weniger Lampenfieber. Es gehört dazu. Die einen können besser damit umgehen, die anderen nicht. Aber man kann Techniken anwenden, damit es besser wird. An Weihnachten habe ich mehr Lampenfieber, als bei einem Abendgottesdienst, nur weil mehr Leute da sind und weil man da etwas "Besonderes" spielen "muss". Aber "muss" man wirklich? Und was ist "besonders"?

 

Meistens spiele ich bei Festgottesdiensten dann Stücke, bei denen ICH mich wohlfühle, die noch nicht so ganz neu sind und die ich schon einmal gespielt habe. Es kann auch sein, dass ich extra ein neues Stück übe, aber mir nicht sicher genug bin, wenn es dann soweit ist (z.B. Ostern). Dann kann es sein, dass ich es kurz vorm Gottesdienst einfach wieder wegpacke und etwas spiele, bei dem ich mir sicherer bin. Ich habe also immer eine "Sicherheitsmusik" in der Tasche. Das alles sind meine eigenen Ansprüche und der Gemeinde ist es so ziemlich egal, ob es nun ein Stück ist, das sie vielleicht schon mal gehört haben (aber sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können), oder ob es ein "Neues" ist (das für mich neu ist).  

 

Überleg Dir mal, was Dir als Gottesdienstbesucher wichtig ist. Du sitzt auf der Kirchenbank, blätterst in den Gesangbuchseiten, hörst die Glocken und wartest bis der GD beginnt. Du denkst nicht darüber nach, dass der Pfarrer total aufgeregt ist und ihm vielleicht die Hände zittern und er einen trockenen Mund hat. Du denkst auch nicht darüber nach, dass jetzt da oben hinter der Orgel ein Organist mit Lampenfieber sitzt. Die Musik beginnt und du kommst einfach an. Der Organist macht Fehler, aber Du merkst es nicht. Der Organist regt sich furchtbar über den Fehler auf, muss aber natürlich weiterspielen, die Konzentration geht flöten und er macht noch mehr Fehler und regt sich noch mehr auf. Du bekommst davon nichts mit, sondern bist in Gedanken versunken. Der Organist verspielt sich ziemlich heftig. Du horchst kurz auf, - war da was falsch? - aber die Musik läuft wieder schön weiter und vielleicht war es einfach nur eine interessante Harmonie, die zur Musik gehört. Der Fehler geht so schnell vorbei und man ist sofort durch neue Musik abgelenkt, dass Fehler gar nicht als solche wahrgenommen werden. 

Der Organist, der das Stück öfter geübt hat und in und auswendig kennt, will dagegen für sich selber fehlerfrei spielen und regt sich dann auf, wenn doch einer passiert. 

 

Mir ging das früher auch so! (und manchmal auch heute noch). Ich wollte immer fehlerfrei spielen, perfekt sein und setzte mich so immer selber unter Druck. Aber für was? Es bekommt ja selten jemand mit?! Seit mir bewusst ist, dass ich einfach so gut ich es jetzt eben kann, schön spielen möchte, mit Musikalität, mit Hingabe und mit dem Zuhören und Fühlen der eigenen Musik, sind mir Fehler immer unwichtiger geworden. 

 

Mit der Zeit hilft auch eine gewisse Routine und das Kennenlernen der Gemeinde, ein kleiner Plausch mit den Leuten, bisschen Kaffeeklatsch und sich wohlfühlen.

 

Was hilft konkret gegen Lampenfieber. Es hilft herumzulaufen um den Adrenalinspiegel zu senken. Man kann magnesiumhaltige Lebensmitteln essen, z.B. Sonnenblumenkerne knabbern; 

Es gibt Klopftechniken (Google: Lampenfieber Klopftechnik), Atemübungen, tief einatmen und versuchen nicht zu viel "Falsches" zu denken oder überhaupt viel zu grübeln. 

"Falsches" ist z.B. Hoffentlich mache ich keine Fehler; Ich muss fehlerfrei spielen; Gleich muss ich spielen; Die Gemeinde erwartet fehlerfreies Spiel von mir; Ich will nichts falsch machen usw.

Positives Denken hilft mir: z.B. Heute spiele ich schöne Musik. Ich gebe mir viel Mühe und es ist gut so, wie es ist und wie es wird. Ich spiele für meine Freunde, für Oma, für Paula, oder irgendjemanden, den ich mag.

 

Du musst also den Fokus Deiner Gedanken verschieben. Das wird vielleicht nicht von jetzt auf nachher gehen und es wird immer gute und schlechtere Tage geben, aber man kann es tatsächlich trainieren! 

 

Ich schätze ein grosser Aspekt ist das Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen. Es gibt immer jemand der besser ist als Du. Das denken auch die Profimusiker. Der grössere Teil wird von Selbstzweifeln geplagt, dabei feiert sie das Publikum als Topstars in der Klassikszene oder sonstwo. Es gibt aber eben auch viele, die nicht so gut spielen können wie Du.

Es ist doch toll, dass Du wieder Orgel spielst und es mit anderen teilen möchtest! Sei stolz darauf, dass Du Orgel spielen kannst, so wie Du es eben kannst und viele andere haben Freude daran einfach nur Dir zuzuhören!

Es scheint, dass Du im Leben immer das Gefühl hattest nicht gut genug zu sein, Angst vor Versagen usw. 

Dabei hast Du schon so viel im Leben geschafft, Studium, Beruf, was auch immer! Das ist wichtig, dass Du das anerkennst!

 

Meine beiden begabtesten Schüler sind die schüchternsten. Bei einer Orgelführung trauten sie sich als einzige nicht, wie alle anderen Schüler auf der Orgel zu spielen. Sie sind Scheidungskinder. Man kann an ihrer Körperhaltung sehen, dass sie kein Selbstbewusstsein haben (durch die Erfolge im Klavier spielen wird es aber besser :-) ), aber sie haben privat wieder einen herben Rückschlag erlitten, als der Stiefvater plötzlich auch nichts mehr von Ihnen wissen wollte, wie ihr Vater.

Das krasse Gegenteil ist mein neuester Schüler. Er kann noch kein "richtiges" Stück. Er spiel die Cs, abwechslend mit links und rechts in vorgegebenen Rhythmus. Aber er war immer der erste, der gebrüllt hat, dass er zuerst spielen möchte (wir haben zwei Orgeln angeschaut). Dabei konnte er noch überhaupt nichts spielen!! Er spielte einfach irgendwas und hatte seine Freude daran! Und wir alle haben uns fast die Ohren zugehalten, aber uns darüber gefreut, wie er begeistert die Tasten der Orgel drückt!

 

Stichwort Körperhaltung! Körperhaltung hilft! Setzt dich aufrecht hin. Du bist beim Spielen der Chef an der Orgel, Du machst die Musik - das hilft für das Selbstbewusstsein.

 

Auf meiner Homepage gibt es auch so eine Geschichte über einen Geiger, der so von sich überzeugt war toll zu spielen, dass wir ihm das geglaubt haben und dann kamen nur quietschende Geräusche heraus.... Er liess sich nicht beirren und spielte mit voller Inbrunst.... (es ist die Geschichte Ewigkeitssonntag http://www.klavierunterricht-bei-marion.de/aus-dem-organistenleben/)

Und ihm war es völlig egal, was andere über ihn gedacht haben!

 

Jetzt hab ich wieder viel geschrieben :-) 

 

Liebe Grüsse

marion"

 

Wie geht es Euch mit Lampenfieber? 

 

2 Kommentare

Mo

23

Jan

2012

Für Elise – oder wie alles begann

http://www.youtube.com/watch?v=yAsDLGjMhFI&feature=related

 

Hier spielt Valentina Lisitsa „Für Elise“ als Zugabe. Anfangs hört man Gelächter im Publikum, weil niemand „Für Elise“ erwartet hatte.

Die einen dachten vielleicht, „Oh, Elise, die kenn ich!“

Die meisten bewunderten wahrscheinlich den Mut der Pianistin eine so „einfache“ Zugabe zu spielen, wiederum andere überlegten wohl, dass scheinbar einfache Stücke meist die Schwereren sind. Ich schliesse mich der letzten Gruppe an, denn es ist keine leichte Aufgabe die Elise so zu spielen, ohne dass sie einem gleich zum Hals heraushängt.

 

Wenn heute Klavierschüler zu mir kommen und die Elise spielen wollen, denke ich „Oh, nö, nicht die Elise!“ und sage „Oh, die Elise! Kennst Du denn auch den Mittelteil?“ - "Mittelteil?"

Meist lasse ich mich breitschlagen nur die erste Seite einzuüben, denn die Motivation und Übbereitschaft der Schüler geht vor, obwohl sie den Mittelteil aus technischen Gründen noch nicht spielen können.

 

Auch wenn Valentina die Elise sehr schön spielt, ich bin kein Elisenfan (ausser Lebkuchen), denn sie hängt mir schon seit ich 9 Jahre alt bin meistens zum Hals heraus, nicht immer, aber meistens. Dabei fing mit ihr eigentlich erst alles an…

 

1984 dudelte wochenlang die Elise in den Räumen meines Elternhauses -

du-del-du-del-du du-dudel-duuu

oder besser:

du-del-du – äh, noch mal anfangen, du-de…. du-del-du-del-ddd…. duuuudd… dudeldudelduuu- huuuuu

meine Tante übte…

 

Meine Tante spielte Klavier und ich wollte es auch lernen. Meine Eltern hatten nie viel Geld, aber zum Glück schickten sie mich doch in den Klavierunterricht der Musikschule.

 

Papa hörte damals schon viel klassische Musik und ich lernte die ganzen Chopin Etüden, Schumanns Werke, Beethovens Konzerte und vieles andere kennen, hatte aber viele Jahre keine Ahnung, von wem die ganzen klassischen Stücke überhaupt waren, die ich da immer hörte.

 

Das Klavier stand im Klavierzimmer meiner Grosseltern im Erdgeschoss meines Elternhauses väterlicherseits. Das Zimmer war recht gross und durch einen offenen Bogen zweigeteilt. Es wurde von der Familie nur zu besonderen Anlässen benutzt. Also eigentlich nur an Weihnachten, wo die grosse Familie heile Welt spielte und aber ansonsten meistens verstritten war.

 

Im Klavierzimmer war es immer kalt. Wenn ich üben wollte, musste ich eine halbe Stunde vorher die beiden Heizkörper auf 5 stellen, damit es wenigstens ein bisschen warm war (aber das war auch ein gutes Training für meinen späteren Organistenjob in meist kalten Kirchen).

 

Eigentlich darf ich es hier gar nicht hinschreiben, aber ich glaube, ich habe die ersten 7 Klavierjahre nicht sehr viel geübt.

Mein erstes Stück war ein brutales Kinderlied (was einem aber erst im Erwachsenenalter auffällt): 

„Ist ein Mann in Brunnen g’fallen, hab ihn hören plumpsen, wär er nicht hineingefallen, wär er nicht ertrunken“.

Erster Klavierunterricht und schon die erste Leiche (und heute bin ich mit einem Kriminaloberkommissar verheiratet, haha)!

 

Ich bekam dann aber gleich mein erstes Klavierheft „Kleine Finger am Klavier“. Ich war so neugierig, welche Stücke darin enthalten waren, dass ich von vorne bis hinten alle Stücke vom Blatt durchspielte. Natürlich anfangs meist nur im Schneckentempo. Das machte ich mit jedem neuen Heft so. Und ich war jedes Mal stolz, wenn mir die Klavierlehrerin am Ende des Heftes die Urkunde unterschrieb...

 

(Schüler bitte nächsten Satz NICHT lesen!)

Meine „Hausaufgaben“ übte ich immer nur eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn. Ich denke mal, wenn ich die ersten Jahre nicht so „faul“ gewesen wäre, wäre ich vielleicht heute Konzertpianist geworden. Aber Gott sei Dank ist alles anders gekommen….

 

Eigentlich ist die Elise ja schön und wenn ich sie gelegentlich (also alle 3 Jahre mal) vom Blatt spiele bekomme ich sogar Gänsehaut. Doch warum nervt sie mich meistens? Liegt es daran, dass jeder glaubt, sie spielen zu können? Im Youtube-Getümmel gibt es ja allerlei Versionen. 

 

Am besten finde ich ja diese Version hier:

http://www.youtube.com/watch?v=pAiHR-TUnco&feature=related

 

.............................................................................................

Ich denke, kein anderes klassisches Stück löst so viele verschiedene kreative Schübe im Menschen aus wie "für Elise". Auf Youtube kann man Tage verbringen, um sich alle anzutun, aber ich habe mal hier meine Favoriten-Auswahl zusammen gestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Haftung der einzelnen Links). Falls jemand ein Problem mit den Links hat, dann bitte melden und ich entferne den „Problemlink“:

 

Die klassische Gitarren-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S9BUlFoTTcw

more Spanish-style

http://www.youtube.com/watch?v=dTQ0imT5-aA&feature=fvwrel

 

Der Elisenblues

http://www.youtube.com/watch?v=v8QtrY3iIg0

 

Die Glasharfen-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=47TGXJoVhQ8

 

Die Scanner-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S53Mly3A8c8

 

Die Muppets-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=afc-zsBMT-g&feature=related

 

Die Drummer-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=onAchRQRs2s

 

Die Tango-Elise – Olé!

http://www.youtube.com/watch?v=Boidi3swrXU

 

Die Elise Brasiliera

http://www.youtube.com/watch?v=fi7LEsXPjkM

 

Die Ich-tob-mich-aus-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=M8b0Q0zyXMU&feature=related

 

Die Drehorgel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j8I1GQv0QcE&feature=related

 

Die Glockenspiel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=jMO0eMVFKQY

 

Die Hüftschwung-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=KYdXMFjE9Gk&feature=related

 

Die Bharatanatyam-Grinsekatze-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=NJcBaAVm8aY

 

Die indische Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cDQG0vHmI-o

 

Die Arghh-Ugly-Playing-Dancing-Baby-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j9viOCf1lXQ

 

Die Boogie-Woogie-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=on5-5rdRHBk

 

Die Uuuuupps-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=12rioESy2fg

 

Die Sportskanone-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cT-FAHrjnqw&feature=related

 

Die falsche Elise

http://www.youtube.com/watch?v=BmMMTWEG6kw

 

Die Vollmond-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=DYgjZpp4NPE

 

(Selbst die Tierwelt schreckt vor nichts zurück)

Die Papageien-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=hPxFZVx5jVo&feature=related

 

Meine Lieblingspianisten-Marek-und-Vacek-20-Finger-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=2HpxSU3Ojtk

 

Die Jack-Black-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=7G1JcCiiu5w

 

Die Schmuse-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=UQM6T0ScT3M&feature=c4-overview-vl&list=PL1LeGtsEGV9c6gKO3PQU92nYPgO6ELJhq

 

Die Liste lässt sich kilometerweit erweitern und ich muss sagen, es macht doch Spass nach solchen kreativen Ausschweifungen im Netz zu suchen. 

 

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Sa

18

Apr

2015

Panikanfälle und Lampenfieber - wie kann man damit umgehen?

 

Ein Kollege fragte einmal, wie er mit Panikanfällen und Lampenfieber beim Orgelspielen während des Gottesdienstes umgehen könne. Meine Antwort an ihn möchte ich hier gerne wiedergeben, da sie vielleicht dem einen oder anderen genauso helfen kann, wie sie auch meinem Kollegen geholfen hat. Ich schrieb ihm folgendes:

 

"Du bist ein Mensch und kein Mensch ist perfekt. Jeder Mensch darf Fehler machen und niemand muss irgendetwas perfekt vortragen können.

Die Erwartungen der Gemeinde stehen wahrscheinlich in keinem Verhältnis zu den Erwartungen, die Du dir selber stellst. Wenn Du perfekt sein willst, dann stellst Du dich selber unter Druck. Die Gemeinde will keine Perfektion, sie will Musik zum Ankommen, zum Verweilen, zum Nachdenken, zum Mitsingen.... 

Wenn du eine Strophe zu viel gespielt hast - na und? Wenn Du eine Strophe zuwenig gespielt hast, auch egal. Es ist NICHT schlimm! 

Du hast vielleicht z.B. vergessen, das Halleluja zu spielen, oder Du hast irgendeinen Einsatz verpasst. Kein Problem, auch die Pfarrer vergessen einiges, verplappern sich, bekommen Hustenanfälle, stottern mal herum. Na und? Es macht nix! Es passiert! Selbst Kassettenrekorder haben Bandsalat, Plattenspieler Kratzer und CD-Playerlaser springen.

 

Mach Dir klar, dass der Pfarrer, die Gemeinde und Du wie eine Familie seid, die gemeinsam einen Gottesdienst gestaltet. Es geht nie um einzelne Leistungen. Daher halte ich es auch für verkehrt, wenn manch Organist, sein Können unter Beweis stellen will und irgendwelche Konzertstücke aufführt, die nicht in den Gottesdienst gehören.

 

Die Gemeinde ist froh, wenn ein Organist da ist, der Musik macht. Die allermeisten hören nicht einmal wenn Du einen Fehler machst! Die eigene Wahrnehmung ist immer total verfälscht gegenüber der Wahrnehmung, die andere über dich haben.

Es gibt Tage, da findet man, dass man selbst schlecht aussieht. Mal sieht man älter aus, mal müder, dann findet man sich wieder attraktiver, dann wieder zum zuhause bleiben. Schau Dir dann mal die anderen Leute an. Sehen sie nicht jeden Tag aus wie immer? Oder wie mein indischer Bekannter mal gesagt hat "Ihr Europäer seht doch alle gleich aus!"

 

Schreib Dir ein paar Schlüsselsätze auf, die dir helfen und mache sie Dir so oft es geht bewusst, bis sie selbstverständlich sind.

Z.B. Ich bin gut, so wie ich bin.

Es ist absolut ok, wenn ich Fehler mache, niemand ist perfekt.

Ich habe Freude an der Musik.

usw.

Als Kulturwissenschaftler habe ich mich viel mit Verhaltensformen der Menschheit beschäftigt, aber vieles, was ich jetzt hier schreibe, resultiert aus meinen eigenen Erfahrungen.

 

Im Netz habe ich auch noch diesen interessanten Artikel gefunden, der viel gute und hilfreiche Tipps enthält:

http://www.dr-michael-bohne.de/fileadmin/user_upload/pdf/Artikel_das_Orchester.pdf

 

Darin heisst es: "Chopin hat gesagt, Lampenfieber sei nichts anderes, als mehr zeigen zu wollen, als man kann."

Ich finde, in dem Satz steht schon ein Hauptgedanke drin. Andere Gedanken sind auch:

 

Angst vor Blamage

Angst nicht gut genug zu sein

Kein Selbstbewusstsein, (oder zu wenig)

Falsche eigene Wahrnehmung

....

 

Alle haben mehr oder weniger Lampenfieber. Es gehört dazu. Die einen können besser damit umgehen, die anderen nicht. Aber man kann Techniken anwenden, damit es besser wird. An Weihnachten habe ich mehr Lampenfieber, als bei einem Abendgottesdienst, nur weil mehr Leute da sind und weil man da etwas "Besonderes" spielen "muss". Aber "muss" man wirklich? Und was ist "besonders"?

 

Meistens spiele ich bei Festgottesdiensten dann Stücke, bei denen ICH mich wohlfühle, die noch nicht so ganz neu sind und die ich schon einmal gespielt habe. Es kann auch sein, dass ich extra ein neues Stück übe, aber mir nicht sicher genug bin, wenn es dann soweit ist (z.B. Ostern). Dann kann es sein, dass ich es kurz vorm Gottesdienst einfach wieder wegpacke und etwas spiele, bei dem ich mir sicherer bin. Ich habe also immer eine "Sicherheitsmusik" in der Tasche. Das alles sind meine eigenen Ansprüche und der Gemeinde ist es so ziemlich egal, ob es nun ein Stück ist, das sie vielleicht schon mal gehört haben (aber sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können), oder ob es ein "Neues" ist (das für mich neu ist).  

 

Überleg Dir mal, was Dir als Gottesdienstbesucher wichtig ist. Du sitzt auf der Kirchenbank, blätterst in den Gesangbuchseiten, hörst die Glocken und wartest bis der GD beginnt. Du denkst nicht darüber nach, dass der Pfarrer total aufgeregt ist und ihm vielleicht die Hände zittern und er einen trockenen Mund hat. Du denkst auch nicht darüber nach, dass jetzt da oben hinter der Orgel ein Organist mit Lampenfieber sitzt. Die Musik beginnt und du kommst einfach an. Der Organist macht Fehler, aber Du merkst es nicht. Der Organist regt sich furchtbar über den Fehler auf, muss aber natürlich weiterspielen, die Konzentration geht flöten und er macht noch mehr Fehler und regt sich noch mehr auf. Du bekommst davon nichts mit, sondern bist in Gedanken versunken. Der Organist verspielt sich ziemlich heftig. Du horchst kurz auf, - war da was falsch? - aber die Musik läuft wieder schön weiter und vielleicht war es einfach nur eine interessante Harmonie, die zur Musik gehört. Der Fehler geht so schnell vorbei und man ist sofort durch neue Musik abgelenkt, dass Fehler gar nicht als solche wahrgenommen werden. 

Der Organist, der das Stück öfter geübt hat und in und auswendig kennt, will dagegen für sich selber fehlerfrei spielen und regt sich dann auf, wenn doch einer passiert. 

 

Mir ging das früher auch so! (und manchmal auch heute noch). Ich wollte immer fehlerfrei spielen, perfekt sein und setzte mich so immer selber unter Druck. Aber für was? Es bekommt ja selten jemand mit?! Seit mir bewusst ist, dass ich einfach so gut ich es jetzt eben kann, schön spielen möchte, mit Musikalität, mit Hingabe und mit dem Zuhören und Fühlen der eigenen Musik, sind mir Fehler immer unwichtiger geworden. 

 

Mit der Zeit hilft auch eine gewisse Routine und das Kennenlernen der Gemeinde, ein kleiner Plausch mit den Leuten, bisschen Kaffeeklatsch und sich wohlfühlen.

 

Was hilft konkret gegen Lampenfieber. Es hilft herumzulaufen um den Adrenalinspiegel zu senken. Man kann magnesiumhaltige Lebensmitteln essen, z.B. Sonnenblumenkerne knabbern; 

Es gibt Klopftechniken (Google: Lampenfieber Klopftechnik), Atemübungen, tief einatmen und versuchen nicht zu viel "Falsches" zu denken oder überhaupt viel zu grübeln. 

"Falsches" ist z.B. Hoffentlich mache ich keine Fehler; Ich muss fehlerfrei spielen; Gleich muss ich spielen; Die Gemeinde erwartet fehlerfreies Spiel von mir; Ich will nichts falsch machen usw.

Positives Denken hilft mir: z.B. Heute spiele ich schöne Musik. Ich gebe mir viel Mühe und es ist gut so, wie es ist und wie es wird. Ich spiele für meine Freunde, für Oma, für Paula, oder irgendjemanden, den ich mag.

 

Du musst also den Fokus Deiner Gedanken verschieben. Das wird vielleicht nicht von jetzt auf nachher gehen und es wird immer gute und schlechtere Tage geben, aber man kann es tatsächlich trainieren! 

 

Ich schätze ein grosser Aspekt ist das Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen. Es gibt immer jemand der besser ist als Du. Das denken auch die Profimusiker. Der grössere Teil wird von Selbstzweifeln geplagt, dabei feiert sie das Publikum als Topstars in der Klassikszene oder sonstwo. Es gibt aber eben auch viele, die nicht so gut spielen können wie Du.

Es ist doch toll, dass Du wieder Orgel spielst und es mit anderen teilen möchtest! Sei stolz darauf, dass Du Orgel spielen kannst, so wie Du es eben kannst und viele andere haben Freude daran einfach nur Dir zuzuhören!

Es scheint, dass Du im Leben immer das Gefühl hattest nicht gut genug zu sein, Angst vor Versagen usw. 

Dabei hast Du schon so viel im Leben geschafft, Studium, Beruf, was auch immer! Das ist wichtig, dass Du das anerkennst!

 

Meine beiden begabtesten Schüler sind die schüchternsten. Bei einer Orgelführung trauten sie sich als einzige nicht, wie alle anderen Schüler auf der Orgel zu spielen. Sie sind Scheidungskinder. Man kann an ihrer Körperhaltung sehen, dass sie kein Selbstbewusstsein haben (durch die Erfolge im Klavier spielen wird es aber besser :-) ), aber sie haben privat wieder einen herben Rückschlag erlitten, als der Stiefvater plötzlich auch nichts mehr von Ihnen wissen wollte, wie ihr Vater.

Das krasse Gegenteil ist mein neuester Schüler. Er kann noch kein "richtiges" Stück. Er spiel die Cs, abwechslend mit links und rechts in vorgegebenen Rhythmus. Aber er war immer der erste, der gebrüllt hat, dass er zuerst spielen möchte (wir haben zwei Orgeln angeschaut). Dabei konnte er noch überhaupt nichts spielen!! Er spielte einfach irgendwas und hatte seine Freude daran! Und wir alle haben uns fast die Ohren zugehalten, aber uns darüber gefreut, wie er begeistert die Tasten der Orgel drückt!

 

Stichwort Körperhaltung! Körperhaltung hilft! Setzt dich aufrecht hin. Du bist beim Spielen der Chef an der Orgel, Du machst die Musik - das hilft für das Selbstbewusstsein.

 

Auf meiner Homepage gibt es auch so eine Geschichte über einen Geiger, der so von sich überzeugt war toll zu spielen, dass wir ihm das geglaubt haben und dann kamen nur quietschende Geräusche heraus.... Er liess sich nicht beirren und spielte mit voller Inbrunst.... (es ist die Geschichte Ewigkeitssonntag http://www.klavierunterricht-bei-marion.de/aus-dem-organistenleben/)

Und ihm war es völlig egal, was andere über ihn gedacht haben!

 

Jetzt hab ich wieder viel geschrieben :-) 

 

Liebe Grüsse

marion"

 

Wie geht es Euch mit Lampenfieber? 

 

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Mo

23

Jan

2012

Für Elise – oder wie alles begann

http://www.youtube.com/watch?v=yAsDLGjMhFI&feature=related

 

Hier spielt Valentina Lisitsa „Für Elise“ als Zugabe. Anfangs hört man Gelächter im Publikum, weil niemand „Für Elise“ erwartet hatte.

Die einen dachten vielleicht, „Oh, Elise, die kenn ich!“

Die meisten bewunderten wahrscheinlich den Mut der Pianistin eine so „einfache“ Zugabe zu spielen, wiederum andere überlegten wohl, dass scheinbar einfache Stücke meist die Schwereren sind. Ich schliesse mich der letzten Gruppe an, denn es ist keine leichte Aufgabe die Elise so zu spielen, ohne dass sie einem gleich zum Hals heraushängt.

 

Wenn heute Klavierschüler zu mir kommen und die Elise spielen wollen, denke ich „Oh, nö, nicht die Elise!“ und sage „Oh, die Elise! Kennst Du denn auch den Mittelteil?“ - "Mittelteil?"

Meist lasse ich mich breitschlagen nur die erste Seite einzuüben, denn die Motivation und Übbereitschaft der Schüler geht vor, obwohl sie den Mittelteil aus technischen Gründen noch nicht spielen können.

 

Auch wenn Valentina die Elise sehr schön spielt, ich bin kein Elisenfan (ausser Lebkuchen), denn sie hängt mir schon seit ich 9 Jahre alt bin meistens zum Hals heraus, nicht immer, aber meistens. Dabei fing mit ihr eigentlich erst alles an…

 

1984 dudelte wochenlang die Elise in den Räumen meines Elternhauses -

du-del-du-del-du du-dudel-duuu

oder besser:

du-del-du – äh, noch mal anfangen, du-de…. du-del-du-del-ddd…. duuuudd… dudeldudelduuu- huuuuu

meine Tante übte…

 

Meine Tante spielte Klavier und ich wollte es auch lernen. Meine Eltern hatten nie viel Geld, aber zum Glück schickten sie mich doch in den Klavierunterricht der Musikschule.

 

Papa hörte damals schon viel klassische Musik und ich lernte die ganzen Chopin Etüden, Schumanns Werke, Beethovens Konzerte und vieles andere kennen, hatte aber viele Jahre keine Ahnung, von wem die ganzen klassischen Stücke überhaupt waren, die ich da immer hörte.

 

Das Klavier stand im Klavierzimmer meiner Grosseltern im Erdgeschoss meines Elternhauses väterlicherseits. Das Zimmer war recht gross und durch einen offenen Bogen zweigeteilt. Es wurde von der Familie nur zu besonderen Anlässen benutzt. Also eigentlich nur an Weihnachten, wo die grosse Familie heile Welt spielte und aber ansonsten meistens verstritten war.

 

Im Klavierzimmer war es immer kalt. Wenn ich üben wollte, musste ich eine halbe Stunde vorher die beiden Heizkörper auf 5 stellen, damit es wenigstens ein bisschen warm war (aber das war auch ein gutes Training für meinen späteren Organistenjob in meist kalten Kirchen).

 

Eigentlich darf ich es hier gar nicht hinschreiben, aber ich glaube, ich habe die ersten 7 Klavierjahre nicht sehr viel geübt.

Mein erstes Stück war ein brutales Kinderlied (was einem aber erst im Erwachsenenalter auffällt): 

„Ist ein Mann in Brunnen g’fallen, hab ihn hören plumpsen, wär er nicht hineingefallen, wär er nicht ertrunken“.

Erster Klavierunterricht und schon die erste Leiche (und heute bin ich mit einem Kriminaloberkommissar verheiratet, haha)!

 

Ich bekam dann aber gleich mein erstes Klavierheft „Kleine Finger am Klavier“. Ich war so neugierig, welche Stücke darin enthalten waren, dass ich von vorne bis hinten alle Stücke vom Blatt durchspielte. Natürlich anfangs meist nur im Schneckentempo. Das machte ich mit jedem neuen Heft so. Und ich war jedes Mal stolz, wenn mir die Klavierlehrerin am Ende des Heftes die Urkunde unterschrieb...

 

(Schüler bitte nächsten Satz NICHT lesen!)

Meine „Hausaufgaben“ übte ich immer nur eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn. Ich denke mal, wenn ich die ersten Jahre nicht so „faul“ gewesen wäre, wäre ich vielleicht heute Konzertpianist geworden. Aber Gott sei Dank ist alles anders gekommen….

 

Eigentlich ist die Elise ja schön und wenn ich sie gelegentlich (also alle 3 Jahre mal) vom Blatt spiele bekomme ich sogar Gänsehaut. Doch warum nervt sie mich meistens? Liegt es daran, dass jeder glaubt, sie spielen zu können? Im Youtube-Getümmel gibt es ja allerlei Versionen. 

 

Am besten finde ich ja diese Version hier:

http://www.youtube.com/watch?v=pAiHR-TUnco&feature=related

 

.............................................................................................

Ich denke, kein anderes klassisches Stück löst so viele verschiedene kreative Schübe im Menschen aus wie "für Elise". Auf Youtube kann man Tage verbringen, um sich alle anzutun, aber ich habe mal hier meine Favoriten-Auswahl zusammen gestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Haftung der einzelnen Links). Falls jemand ein Problem mit den Links hat, dann bitte melden und ich entferne den „Problemlink“:

 

Die klassische Gitarren-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S9BUlFoTTcw

more Spanish-style

http://www.youtube.com/watch?v=dTQ0imT5-aA&feature=fvwrel

 

Der Elisenblues

http://www.youtube.com/watch?v=v8QtrY3iIg0

 

Die Glasharfen-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=47TGXJoVhQ8

 

Die Scanner-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S53Mly3A8c8

 

Die Muppets-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=afc-zsBMT-g&feature=related

 

Die Drummer-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=onAchRQRs2s

 

Die Tango-Elise – Olé!

http://www.youtube.com/watch?v=Boidi3swrXU

 

Die Elise Brasiliera

http://www.youtube.com/watch?v=fi7LEsXPjkM

 

Die Ich-tob-mich-aus-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=M8b0Q0zyXMU&feature=related

 

Die Drehorgel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j8I1GQv0QcE&feature=related

 

Die Glockenspiel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=jMO0eMVFKQY

 

Die Hüftschwung-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=KYdXMFjE9Gk&feature=related

 

Die Bharatanatyam-Grinsekatze-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=NJcBaAVm8aY

 

Die indische Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cDQG0vHmI-o

 

Die Arghh-Ugly-Playing-Dancing-Baby-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j9viOCf1lXQ

 

Die Boogie-Woogie-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=on5-5rdRHBk

 

Die Uuuuupps-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=12rioESy2fg

 

Die Sportskanone-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cT-FAHrjnqw&feature=related

 

Die falsche Elise

http://www.youtube.com/watch?v=BmMMTWEG6kw

 

Die Vollmond-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=DYgjZpp4NPE

 

(Selbst die Tierwelt schreckt vor nichts zurück)

Die Papageien-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=hPxFZVx5jVo&feature=related

 

Meine Lieblingspianisten-Marek-und-Vacek-20-Finger-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=2HpxSU3Ojtk

 

Die Jack-Black-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=7G1JcCiiu5w

 

Die Schmuse-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=UQM6T0ScT3M&feature=c4-overview-vl&list=PL1LeGtsEGV9c6gKO3PQU92nYPgO6ELJhq

 

Die Liste lässt sich kilometerweit erweitern und ich muss sagen, es macht doch Spass nach solchen kreativen Ausschweifungen im Netz zu suchen. 

 

Ineinander geschriebene Skizzen zu WoO 59, BH 116 (Ausschnitt). Tinte: 1810, Bleistift: 1822 (Quelle: Wikipedia)

................................................................................................

Doch wer war Elise eigentlich? Die Fachwelt ist sich hier nicht ganz einig. Der Musikwissenschaftler und Komponist Klaus Martin Kopitz ist überzeugt, dass es die Opernsängerin Maria Eva Röckel war. 

Maria Eva Röckel wurde im März 1793 in Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz geboren und als "Maria Eva" getauft. Durch ihren Bruder Joseph August Röckel, Tenor und enger Freund Beethovens, kam sie mit 14 Jahren nach Wien und gehörte bald auch zu Beethovens engerem Freundeskreis. In Wien verhalfen ihr Gesangs- und Schauspielunterricht zu einer erfolgreichen Theaterkarriere, woraufhin sie angeblich den Namen ihrer Mutter "Elisabeth" als Künstlernamen annahm und dort auch als "Elise" bekannt gewesen sein soll. In manchen Briefen nannte sie sich auch "Betty". 1813 heiratete sie den Komponisten Johann Nepomuk Hummel, beendete 1814 ihre Karriere und bekam zwei Söhne, Eduard Hummel (Musiker) und Carl Hummel (Maler). 1819 zog die Familie nach Weimar, wo Elisabeth 12 Tage vor ihrem 90. Geburtstag verstarb.

 

Der Wiener Musikwissenschaftler Michael Lorenz ist mit Kopitz Theorie überhaupt nicht einverstanden und kritisiert in seinem Artikel "Die enttarnte Elise" ausführlich Kopitz unseriöse Beweisführung und wackelige Thesen. (Siehe Link in den Quellenangaben)

----------------------------------------------------------------------------------------------- 

1865 fand der Musikwissenschaftler Ludwig Nohl das heute verschollene Autograph bei Babette Bredl in München, schrieb es ab und veröffentlichte es 1867 in seinem Buch "Neue Briefe Beethovens". Lesen wir mal, was er auf dieser ersten Ausgabe notierte:

"Das nachstehende bisher unbekannte, zwar nicht eben bedeutende aber recht anmuthige Klavierstückchen stammt ebenfalls aus dem Nachlaß der Frau Therese von Droßdik geb. Malfatti, die es der Frl. Bredl in München geschenkt hat. Es ist zwar nicht für Therese geschrieben, sondern enthält von Beethovens Hand die Aufschrift: "Für Elise am 27 April zur Erinnerung von L.v.Bthvn," - welcher Elise sich Freifrau von Gleichenstein nicht erinnert. Es möge hier aber gleichsam als Zugabe zu dem anmuthigen Verhältniß des Meisters zu der schönen braunlockigen Therese auch eine Stelle finden."

Und hier fangen nun die Spekulationen über das "unbekannte" "nicht eben bedeutende" "Klavierstückchen" an, wenn man sich die Fakten von Augen hält:

Ein damaliger namhafter Musikwissenschaftler hatte das Original abgeschrieben, welches aber leider bis heute verschwunden ist.

 

Hat Ludwig Nohl den Titel vielleicht nur erfunden? Vielleicht weil er selber für eine "Elise" schwärmte? Vielleicht war er weitsichtig und konnte das Blatt nicht weit genug weghalten, oder er hat Beethovens Handschrift nicht entziffern können und es stand dort vielleicht "Für Therese" und nicht "Für Elise"? Vielleicht saßen Ludwig Nohl und Anna, - Therese von Droßniks Schwester -, einmal bei einem Käffchen zusammen und machten einen Deal, dass der Name Therese besser nicht auf dem Klavierstückchen erscheinen sollte. Wer weiss schon, welche geheimen Treffen und Gepräche vorgefallen waren...

 

Auf jeden Fall zerriss es Beethovens Herz, als sein Heiratsantrag an die adlige schöne braunlockige Therese 1810 zurückgewiesen wurde, weil ihre Heirat nicht standesgemäss gewesen wäre. 

 

Ich bin zwar Musikwissenschaftler, aber da ich keine Zeit und kein Geld habe, alle Bibliotheken abzuklappern, um herauszufinden, für wen "Für Elise" wirklich gedacht war, träume ich mir mal einfach etwas zusammen (dies ist ja auch kein wissenschaftlicher Blog, nur einer der Spaß machen und Interesse wecken soll :D). Und da ich Romantiker bin, stelle ich mir das einfach mal so vor. Beethoven kramte seine Skizzen zur Pastorale von 1808 hervor, weil er sich an das "anmuthige" Thema erinnerte, das doch so schön zur Therese passen würde. Er würde ihr ein schönes "Klavierstückchen" schreiben, und ihr dieses zur Hochzeit schenken. Er überlegte schon gewissenhaft darüber nach, wie er ihr einen schönen Heiratsantrag machen könnte und sammelte sich bereits alle bürokratischen Unterlagen zusammen, die er für die Heirat bräuchte. Das fließende Stückchen war bald vollkommen, so vollkommen wie die wunderschöne Therese. Und es würde nur für seine Therese sein. Ein privates Schätzchen für seinen Schatz.

Das WoO 59. 

Doch es kam anders. Beethoven wurde abgewiesen. Mit gebrochenem Herzen stürmte er nach Hause. Seine beiden vollkommenen Schätze blieben zurück.

 

1822 bearbeitete Beethoven das Stück noch einmal, um es als Nr.12 am Ende eines Zyklus von Bagatellen zu veröffentlichen, was aber nie geschah. Schließlich war seine Liebe zur Therese keine Bagatelle.

Therese um 1810 im Kreise ihrer Familie

Therese von Droßdik wurde am 1. Januar 1792 als Therese Malfatti in Wien geboren. 1806 wurde sie über den neuen Titel ihres Vaters "Edler von Rohrenbach zu Dezza" in den Adelsstand erhoben. Durch die Bekanntschaft ihrer Schwester Anna mit Beethovens Freund Ignaz von Gleichenstein, den sie später im Jahr 1811 heiratete, lernte der 40-jährige Beethoven 1810 die 18-jährige Therese kennen und fühlte sich mit ihr zusammen so wohl, dass er kurz darauf um ihre Hand anhielt, wie wir ja schon wissen leider erfolglos.

 

Therese heiratete 6 Jahre später den 21 Jahre älteren k. k. Hofrat Johann Wilhelm von Droßdik, der ca. ein Jahr nach Thereses Tod im Jahr 1852 verstarb.

 

Therese bezeichnete sich selbst als Schülerin Beethovens und spielte seine Sonaten mit großer Virtuosiät.

---------------------------------------------------------------------------------------------

Nun, eines wissen wir zu 100%:

 

Elise war nicht blau!

 

 

...zumindeste nicht sooooo blau....

 

 

------------------------------------------------------------------------------------------------

Dieses Beispiel finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen, denn für mich steht da nicht "Elise", sondern ganz einfach Dherese-rese, wenn man ab dem D rückwärts liest: 

 

D - H - E - Dis(ES) - E - Dis(ES) - E

 

Wenn ich jetzt das mal mit Therese vergleiche und es sächsisch auspreche wie die Dherese aus Dheresden, dann kommen wir der ganzen Sache schon näher:

 

D - H - E - Dis(ES) - E - Dis(ES) - E

T - H - E - R - ES - E -  (R - ES - E)

 

Und wenn man Ton für Ton die Buchstaben verteilt, dann geht es auch genau auf:

 

D - H - E - Dis(ES) - E - Dis(ES) - E

T - H - E - R -        E - S -         E

 

Gut, das R hab ich mir jetzt einfach mal so dazugedichtet, aber im Wort "Kreuz" ist ja eins drin. Da klauen wir uns einfach das R heraus, dann ist das Kreuz ein Keuz, also kein Kreuz mehr und wandeln es einfach mal so in ein B-Vorzeichen, so dass aus dem Dis ein Es wird, weil wir das Es hier besser gebrauchen können. Die gute Dame heißt ja auch Therese und nicht Therdise (Reimt sich aber schön auf Elise). Vielleicht hat Beethoven im Stillen die Therese einfach Rese genannt und daraus ist das Dhereserese geworden.

 

Eine Konversation könnte in heutiger Zeit so gewesen sein:

"Hi Rese, na, wie gehts? Schau mal, ich hab Dir was mitgebracht!"

"Oh, hi Ludwich, ja, was denn?"

"Diesmal keine Pralinen, aber was anderes! Ich hab Dir was komponiert!"

"Was? Echt?"

"Schau mal, ich hab hier Deinen Namen eingebaut. Wenn Du ab hier mal rückwärts liest - D -H.."

"Mann, voll krass! Aber da steht ja ein DIS? Ich heiss ja nicht TherDISe?"

"Na, klar, das weiss ich doch! Es soll ja auch net gleich jeder sehen, dass da Therese steht!"

"Achso? Na dann kannst Du das Stückchen ja einfach Elise nennen. Das reimt sich auf Therdise!"

 

Die Perfektionisten unter Euch werden jetzt fragen: Und was machen wir mit dem C&A? 

Heutzutage gehen manche dort einkaufen, aber da wir ja rückwärts lesen, können wir uns jetzt Gedanken über A&C machen.

ACDC passt auch nicht. Hm, Brainstorming.... AC-DHERESERESE - (Horst Schlämmertonfall:) Ach 'chätzelein, Dherese- Rese...

 

Nun ja, ich habe keine Ahnung, bestimmt ein Insider zwischen Ludwich und Rese!

 

 

Und welche Erinnerungen, Erlebnisse und Geschichten habt ihr bei "Elise"? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

 

 

(Kommentare werden erst sichtbar, wenn ich sie freigeschaltet habe. Um die Kommentare zu sehen, muss man oben auf den Titel klicken. Wenn der Code nicht erkannt wird, dann stelle bitte sicher, dass Java und Cookies akzeptiert werden. 

11 Kommentare

Sa

18

Apr

2015

Panikanfälle und Lampenfieber - wie kann man damit umgehen?

 

Ein Kollege fragte einmal, wie er mit Panikanfällen und Lampenfieber beim Orgelspielen während des Gottesdienstes umgehen könne. Meine Antwort an ihn möchte ich hier gerne wiedergeben, da sie vielleicht dem einen oder anderen genauso helfen kann, wie sie auch meinem Kollegen geholfen hat. Ich schrieb ihm folgendes:

 

"Du bist ein Mensch und kein Mensch ist perfekt. Jeder Mensch darf Fehler machen und niemand muss irgendetwas perfekt vortragen können.

Die Erwartungen der Gemeinde stehen wahrscheinlich in keinem Verhältnis zu den Erwartungen, die Du dir selber stellst. Wenn Du perfekt sein willst, dann stellst Du dich selber unter Druck. Die Gemeinde will keine Perfektion, sie will Musik zum Ankommen, zum Verweilen, zum Nachdenken, zum Mitsingen.... 

Wenn du eine Strophe zu viel gespielt hast - na und? Wenn Du eine Strophe zuwenig gespielt hast, auch egal. Es ist NICHT schlimm! 

Du hast vielleicht z.B. vergessen, das Halleluja zu spielen, oder Du hast irgendeinen Einsatz verpasst. Kein Problem, auch die Pfarrer vergessen einiges, verplappern sich, bekommen Hustenanfälle, stottern mal herum. Na und? Es macht nix! Es passiert! Selbst Kassettenrekorder haben Bandsalat, Plattenspieler Kratzer und CD-Playerlaser springen.

 

Mach Dir klar, dass der Pfarrer, die Gemeinde und Du wie eine Familie seid, die gemeinsam einen Gottesdienst gestaltet. Es geht nie um einzelne Leistungen. Daher halte ich es auch für verkehrt, wenn manch Organist, sein Können unter Beweis stellen will und irgendwelche Konzertstücke aufführt, die nicht in den Gottesdienst gehören.

 

Die Gemeinde ist froh, wenn ein Organist da ist, der Musik macht. Die allermeisten hören nicht einmal wenn Du einen Fehler machst! Die eigene Wahrnehmung ist immer total verfälscht gegenüber der Wahrnehmung, die andere über dich haben.

Es gibt Tage, da findet man, dass man selbst schlecht aussieht. Mal sieht man älter aus, mal müder, dann findet man sich wieder attraktiver, dann wieder zum zuhause bleiben. Schau Dir dann mal die anderen Leute an. Sehen sie nicht jeden Tag aus wie immer? Oder wie mein indischer Bekannter mal gesagt hat "Ihr Europäer seht doch alle gleich aus!"

 

Schreib Dir ein paar Schlüsselsätze auf, die dir helfen und mache sie Dir so oft es geht bewusst, bis sie selbstverständlich sind.

Z.B. Ich bin gut, so wie ich bin.

Es ist absolut ok, wenn ich Fehler mache, niemand ist perfekt.

Ich habe Freude an der Musik.

usw.

Als Kulturwissenschaftler habe ich mich viel mit Verhaltensformen der Menschheit beschäftigt, aber vieles, was ich jetzt hier schreibe, resultiert aus meinen eigenen Erfahrungen.

 

Im Netz habe ich auch noch diesen interessanten Artikel gefunden, der viel gute und hilfreiche Tipps enthält:

http://www.dr-michael-bohne.de/fileadmin/user_upload/pdf/Artikel_das_Orchester.pdf

 

Darin heisst es: "Chopin hat gesagt, Lampenfieber sei nichts anderes, als mehr zeigen zu wollen, als man kann."

Ich finde, in dem Satz steht schon ein Hauptgedanke drin. Andere Gedanken sind auch:

 

Angst vor Blamage

Angst nicht gut genug zu sein

Kein Selbstbewusstsein, (oder zu wenig)

Falsche eigene Wahrnehmung

....

 

Alle haben mehr oder weniger Lampenfieber. Es gehört dazu. Die einen können besser damit umgehen, die anderen nicht. Aber man kann Techniken anwenden, damit es besser wird. An Weihnachten habe ich mehr Lampenfieber, als bei einem Abendgottesdienst, nur weil mehr Leute da sind und weil man da etwas "Besonderes" spielen "muss". Aber "muss" man wirklich? Und was ist "besonders"?

 

Meistens spiele ich bei Festgottesdiensten dann Stücke, bei denen ICH mich wohlfühle, die noch nicht so ganz neu sind und die ich schon einmal gespielt habe. Es kann auch sein, dass ich extra ein neues Stück übe, aber mir nicht sicher genug bin, wenn es dann soweit ist (z.B. Ostern). Dann kann es sein, dass ich es kurz vorm Gottesdienst einfach wieder wegpacke und etwas spiele, bei dem ich mir sicherer bin. Ich habe also immer eine "Sicherheitsmusik" in der Tasche. Das alles sind meine eigenen Ansprüche und der Gemeinde ist es so ziemlich egal, ob es nun ein Stück ist, das sie vielleicht schon mal gehört haben (aber sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können), oder ob es ein "Neues" ist (das für mich neu ist).  

 

Überleg Dir mal, was Dir als Gottesdienstbesucher wichtig ist. Du sitzt auf der Kirchenbank, blätterst in den Gesangbuchseiten, hörst die Glocken und wartest bis der GD beginnt. Du denkst nicht darüber nach, dass der Pfarrer total aufgeregt ist und ihm vielleicht die Hände zittern und er einen trockenen Mund hat. Du denkst auch nicht darüber nach, dass jetzt da oben hinter der Orgel ein Organist mit Lampenfieber sitzt. Die Musik beginnt und du kommst einfach an. Der Organist macht Fehler, aber Du merkst es nicht. Der Organist regt sich furchtbar über den Fehler auf, muss aber natürlich weiterspielen, die Konzentration geht flöten und er macht noch mehr Fehler und regt sich noch mehr auf. Du bekommst davon nichts mit, sondern bist in Gedanken versunken. Der Organist verspielt sich ziemlich heftig. Du horchst kurz auf, - war da was falsch? - aber die Musik läuft wieder schön weiter und vielleicht war es einfach nur eine interessante Harmonie, die zur Musik gehört. Der Fehler geht so schnell vorbei und man ist sofort durch neue Musik abgelenkt, dass Fehler gar nicht als solche wahrgenommen werden. 

Der Organist, der das Stück öfter geübt hat und in und auswendig kennt, will dagegen für sich selber fehlerfrei spielen und regt sich dann auf, wenn doch einer passiert. 

 

Mir ging das früher auch so! (und manchmal auch heute noch). Ich wollte immer fehlerfrei spielen, perfekt sein und setzte mich so immer selber unter Druck. Aber für was? Es bekommt ja selten jemand mit?! Seit mir bewusst ist, dass ich einfach so gut ich es jetzt eben kann, schön spielen möchte, mit Musikalität, mit Hingabe und mit dem Zuhören und Fühlen der eigenen Musik, sind mir Fehler immer unwichtiger geworden. 

 

Mit der Zeit hilft auch eine gewisse Routine und das Kennenlernen der Gemeinde, ein kleiner Plausch mit den Leuten, bisschen Kaffeeklatsch und sich wohlfühlen.

 

Was hilft konkret gegen Lampenfieber. Es hilft herumzulaufen um den Adrenalinspiegel zu senken. Man kann magnesiumhaltige Lebensmitteln essen, z.B. Sonnenblumenkerne knabbern; 

Es gibt Klopftechniken (Google: Lampenfieber Klopftechnik), Atemübungen, tief einatmen und versuchen nicht zu viel "Falsches" zu denken oder überhaupt viel zu grübeln. 

"Falsches" ist z.B. Hoffentlich mache ich keine Fehler; Ich muss fehlerfrei spielen; Gleich muss ich spielen; Die Gemeinde erwartet fehlerfreies Spiel von mir; Ich will nichts falsch machen usw.

Positives Denken hilft mir: z.B. Heute spiele ich schöne Musik. Ich gebe mir viel Mühe und es ist gut so, wie es ist und wie es wird. Ich spiele für meine Freunde, für Oma, für Paula, oder irgendjemanden, den ich mag.

 

Du musst also den Fokus Deiner Gedanken verschieben. Das wird vielleicht nicht von jetzt auf nachher gehen und es wird immer gute und schlechtere Tage geben, aber man kann es tatsächlich trainieren! 

 

Ich schätze ein grosser Aspekt ist das Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen. Es gibt immer jemand der besser ist als Du. Das denken auch die Profimusiker. Der grössere Teil wird von Selbstzweifeln geplagt, dabei feiert sie das Publikum als Topstars in der Klassikszene oder sonstwo. Es gibt aber eben auch viele, die nicht so gut spielen können wie Du.

Es ist doch toll, dass Du wieder Orgel spielst und es mit anderen teilen möchtest! Sei stolz darauf, dass Du Orgel spielen kannst, so wie Du es eben kannst und viele andere haben Freude daran einfach nur Dir zuzuhören!

Es scheint, dass Du im Leben immer das Gefühl hattest nicht gut genug zu sein, Angst vor Versagen usw. 

Dabei hast Du schon so viel im Leben geschafft, Studium, Beruf, was auch immer! Das ist wichtig, dass Du das anerkennst!

 

Meine beiden begabtesten Schüler sind die schüchternsten. Bei einer Orgelführung trauten sie sich als einzige nicht, wie alle anderen Schüler auf der Orgel zu spielen. Sie sind Scheidungskinder. Man kann an ihrer Körperhaltung sehen, dass sie kein Selbstbewusstsein haben (durch die Erfolge im Klavier spielen wird es aber besser :-) ), aber sie haben privat wieder einen herben Rückschlag erlitten, als der Stiefvater plötzlich auch nichts mehr von Ihnen wissen wollte, wie ihr Vater.

Das krasse Gegenteil ist mein neuester Schüler. Er kann noch kein "richtiges" Stück. Er spiel die Cs, abwechslend mit links und rechts in vorgegebenen Rhythmus. Aber er war immer der erste, der gebrüllt hat, dass er zuerst spielen möchte (wir haben zwei Orgeln angeschaut). Dabei konnte er noch überhaupt nichts spielen!! Er spielte einfach irgendwas und hatte seine Freude daran! Und wir alle haben uns fast die Ohren zugehalten, aber uns darüber gefreut, wie er begeistert die Tasten der Orgel drückt!

 

Stichwort Körperhaltung! Körperhaltung hilft! Setzt dich aufrecht hin. Du bist beim Spielen der Chef an der Orgel, Du machst die Musik - das hilft für das Selbstbewusstsein.

 

Auf meiner Homepage gibt es auch so eine Geschichte über einen Geiger, der so von sich überzeugt war toll zu spielen, dass wir ihm das geglaubt haben und dann kamen nur quietschende Geräusche heraus.... Er liess sich nicht beirren und spielte mit voller Inbrunst.... (es ist die Geschichte Ewigkeitssonntag http://www.klavierunterricht-bei-marion.de/aus-dem-organistenleben/)

Und ihm war es völlig egal, was andere über ihn gedacht haben!

 

Jetzt hab ich wieder viel geschrieben :-) 

 

Liebe Grüsse

marion"

 

Wie geht es Euch mit Lampenfieber? 

 

2 Kommentare

Mo

23

Jan

2012

Für Elise – oder wie alles begann

http://www.youtube.com/watch?v=yAsDLGjMhFI&feature=related

 

Hier spielt Valentina Lisitsa „Für Elise“ als Zugabe. Anfangs hört man Gelächter im Publikum, weil niemand „Für Elise“ erwartet hatte.

Die einen dachten vielleicht, „Oh, Elise, die kenn ich!“

Die meisten bewunderten wahrscheinlich den Mut der Pianistin eine so „einfache“ Zugabe zu spielen, wiederum andere überlegten wohl, dass scheinbar einfache Stücke meist die Schwereren sind. Ich schliesse mich der letzten Gruppe an, denn es ist keine leichte Aufgabe die Elise so zu spielen, ohne dass sie einem gleich zum Hals heraushängt.

 

Wenn heute Klavierschüler zu mir kommen und die Elise spielen wollen, denke ich „Oh, nö, nicht die Elise!“ und sage „Oh, die Elise! Kennst Du denn auch den Mittelteil?“ - "Mittelteil?"

Meist lasse ich mich breitschlagen nur die erste Seite einzuüben, denn die Motivation und Übbereitschaft der Schüler geht vor, obwohl sie den Mittelteil aus technischen Gründen noch nicht spielen können.

 

Auch wenn Valentina die Elise sehr schön spielt, ich bin kein Elisenfan (ausser Lebkuchen), denn sie hängt mir schon seit ich 9 Jahre alt bin meistens zum Hals heraus, nicht immer, aber meistens. Dabei fing mit ihr eigentlich erst alles an…

 

1984 dudelte wochenlang die Elise in den Räumen meines Elternhauses -

du-del-du-del-du du-dudel-duuu

oder besser:

du-del-du – äh, noch mal anfangen, du-de…. du-del-du-del-ddd…. duuuudd… dudeldudelduuu- huuuuu

meine Tante übte…

 

Meine Tante spielte Klavier und ich wollte es auch lernen. Meine Eltern hatten nie viel Geld, aber zum Glück schickten sie mich doch in den Klavierunterricht der Musikschule.

 

Papa hörte damals schon viel klassische Musik und ich lernte die ganzen Chopin Etüden, Schumanns Werke, Beethovens Konzerte und vieles andere kennen, hatte aber viele Jahre keine Ahnung, von wem die ganzen klassischen Stücke überhaupt waren, die ich da immer hörte.

 

Das Klavier stand im Klavierzimmer meiner Grosseltern im Erdgeschoss meines Elternhauses väterlicherseits. Das Zimmer war recht gross und durch einen offenen Bogen zweigeteilt. Es wurde von der Familie nur zu besonderen Anlässen benutzt. Also eigentlich nur an Weihnachten, wo die grosse Familie heile Welt spielte und aber ansonsten meistens verstritten war.

 

Im Klavierzimmer war es immer kalt. Wenn ich üben wollte, musste ich eine halbe Stunde vorher die beiden Heizkörper auf 5 stellen, damit es wenigstens ein bisschen warm war (aber das war auch ein gutes Training für meinen späteren Organistenjob in meist kalten Kirchen).

 

Eigentlich darf ich es hier gar nicht hinschreiben, aber ich glaube, ich habe die ersten 7 Klavierjahre nicht sehr viel geübt.

Mein erstes Stück war ein brutales Kinderlied (was einem aber erst im Erwachsenenalter auffällt): 

„Ist ein Mann in Brunnen g’fallen, hab ihn hören plumpsen, wär er nicht hineingefallen, wär er nicht ertrunken“.

Erster Klavierunterricht und schon die erste Leiche (und heute bin ich mit einem Kriminaloberkommissar verheiratet, haha)!

 

Ich bekam dann aber gleich mein erstes Klavierheft „Kleine Finger am Klavier“. Ich war so neugierig, welche Stücke darin enthalten waren, dass ich von vorne bis hinten alle Stücke vom Blatt durchspielte. Natürlich anfangs meist nur im Schneckentempo. Das machte ich mit jedem neuen Heft so. Und ich war jedes Mal stolz, wenn mir die Klavierlehrerin am Ende des Heftes die Urkunde unterschrieb...

 

(Schüler bitte nächsten Satz NICHT lesen!)

Meine „Hausaufgaben“ übte ich immer nur eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn. Ich denke mal, wenn ich die ersten Jahre nicht so „faul“ gewesen wäre, wäre ich vielleicht heute Konzertpianist geworden. Aber Gott sei Dank ist alles anders gekommen….

 

Eigentlich ist die Elise ja schön und wenn ich sie gelegentlich (also alle 3 Jahre mal) vom Blatt spiele bekomme ich sogar Gänsehaut. Doch warum nervt sie mich meistens? Liegt es daran, dass jeder glaubt, sie spielen zu können? Im Youtube-Getümmel gibt es ja allerlei Versionen. 

 

Am besten finde ich ja diese Version hier:

http://www.youtube.com/watch?v=pAiHR-TUnco&feature=related

 

.............................................................................................

Ich denke, kein anderes klassisches Stück löst so viele verschiedene kreative Schübe im Menschen aus wie "für Elise". Auf Youtube kann man Tage verbringen, um sich alle anzutun, aber ich habe mal hier meine Favoriten-Auswahl zusammen gestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Haftung der einzelnen Links). Falls jemand ein Problem mit den Links hat, dann bitte melden und ich entferne den „Problemlink“:

 

Die klassische Gitarren-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S9BUlFoTTcw

more Spanish-style

http://www.youtube.com/watch?v=dTQ0imT5-aA&feature=fvwrel

 

Der Elisenblues

http://www.youtube.com/watch?v=v8QtrY3iIg0

 

Die Glasharfen-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=47TGXJoVhQ8

 

Die Scanner-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S53Mly3A8c8

 

Die Muppets-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=afc-zsBMT-g&feature=related

 

Die Drummer-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=onAchRQRs2s

 

Die Tango-Elise – Olé!

http://www.youtube.com/watch?v=Boidi3swrXU

 

Die Elise Brasiliera

http://www.youtube.com/watch?v=fi7LEsXPjkM

 

Die Ich-tob-mich-aus-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=M8b0Q0zyXMU&feature=related

 

Die Drehorgel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j8I1GQv0QcE&feature=related

 

Die Glockenspiel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=jMO0eMVFKQY

 

Die Hüftschwung-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=KYdXMFjE9Gk&feature=related

 

Die Bharatanatyam-Grinsekatze-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=NJcBaAVm8aY

 

Die indische Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cDQG0vHmI-o

 

Die Arghh-Ugly-Playing-Dancing-Baby-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j9viOCf1lXQ

 

Die Boogie-Woogie-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=on5-5rdRHBk

 

Die Uuuuupps-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=12rioESy2fg

 

Die Sportskanone-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cT-FAHrjnqw&feature=related

 

Die falsche Elise

http://www.youtube.com/watch?v=BmMMTWEG6kw

 

Die Vollmond-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=DYgjZpp4NPE

 

(Selbst die Tierwelt schreckt vor nichts zurück)

Die Papageien-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=hPxFZVx5jVo&feature=related

 

Meine Lieblingspianisten-Marek-und-Vacek-20-Finger-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=2HpxSU3Ojtk

 

Die Jack-Black-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=7G1JcCiiu5w

 

Die Schmuse-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=UQM6T0ScT3M&feature=c4-overview-vl&list=PL1LeGtsEGV9c6gKO3PQU92nYPgO6ELJhq

 

Die Liste lässt sich kilometerweit erweitern und ich muss sagen, es macht doch Spass nach solchen kreativen Ausschweifungen im Netz zu suchen. 

 

Ineinander geschriebene Skizzen zu WoO 59, BH 116 (Ausschnitt). Tinte: 1810, Bleistift: 1822 (Quelle: Wikipedia)

................................................................................................

Doch wer war Elise eigentlich? Die Fachwelt ist sich hier nicht ganz einig. Der Musikwissenschaftler und Komponist Klaus Martin Kopitz ist überzeugt, dass es die Opernsängerin Maria Eva Röckel war. 

Maria Eva Röckel wurde im März 1793 in Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz geboren und als "Maria Eva" getauft. Durch ihren Bruder Joseph August Röckel, Tenor und enger Freund Beethovens, kam sie mit 14 Jahren nach Wien und gehörte bald auch zu Beethovens engerem Freundeskreis. In Wien verhalfen ihr Gesangs- und Schauspielunterricht zu einer erfolgreichen Theaterkarriere, woraufhin sie angeblich den Namen ihrer Mutter "Elisabeth" als Künstlernamen annahm und dort auch als "Elise" bekannt gewesen sein soll. In manchen Briefen nannte sie sich auch "Betty". 1813 heiratete sie den Komponisten Johann Nepomuk Hummel, beendete 1814 ihre Karriere und bekam zwei Söhne, Eduard Hummel (Musiker) und Carl Hummel (Maler). 1819 zog die Familie nach Weimar, wo Elisabeth 12 Tage vor ihrem 90. Geburtstag verstarb.

 

Der Wiener Musikwissenschaftler Michael Lorenz ist mit Kopitz Theorie überhaupt nicht einverstanden und kritisiert in seinem Artikel "Die enttarnte Elise" ausführlich Kopitz unseriöse Beweisführung und wackelige Thesen. (Siehe Link in den Quellenangaben)

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1865 fand der Musikwissenschaftler Ludwig Nohl das heute verschollene Autograph bei Babette Bredl in München, schrieb es ab und veröffentlichte es 1867 in seinem Buch "Neue Briefe Beethovens". Lesen wir mal, was er auf dieser ersten Ausgabe notierte:

"Das nachstehende bisher unbekannte, zwar nicht eben bedeutende aber recht anmuthige Klavierstückchen stammt ebenfalls aus dem Nachlaß der Frau Therese von Droßdik geb. Malfatti, die es der Frl. Bredl in München geschenkt hat. Es ist zwar nicht für Therese geschrieben, sondern enthält von Beethovens Hand die Aufschrift: "Für Elise am 27 April zur Erinnerung von L.v.Bthvn," - welcher Elise sich Freifrau von Gleichenstein nicht erinnert. Es möge hier aber gleichsam als Zugabe zu dem anmuthigen Verhältniß des Meisters zu der schönen braunlockigen Therese auch eine Stelle finden."

Und hier fangen nun die Spekulationen über das "unbekannte" "nicht eben bedeutende" "Klavierstückchen" an, wenn man sich die Fakten von Augen hält:

Ein damaliger namhafter Musikwissenschaftler hatte das Original abgeschrieben, welches aber leider bis heute verschwunden ist.

 

Hat Ludwig Nohl den Titel vielleicht nur erfunden? Vielleicht weil er selber für eine "Elise" schwärmte? Vielleicht war er weitsichtig und konnte das Blatt nicht weit genug weghalten, oder er hat Beethovens Handschrift nicht entziffern können und es stand dort vielleicht "Für Therese" und nicht "Für Elise"? Vielleicht saßen Ludwig Nohl und Anna, - Therese von Droßniks Schwester -, einmal bei einem Käffchen zusammen und machten einen Deal, dass der Name Therese besser nicht auf dem Klavierstückchen erscheinen sollte. Wer weiss schon, welche geheimen Treffen und Gepräche vorgefallen waren...

 

Auf jeden Fall zerriss es Beethovens Herz, als sein Heiratsantrag an die adlige schöne braunlockige Therese 1810 zurückgewiesen wurde, weil ihre Heirat nicht standesgemäss gewesen wäre. 

 

Ich bin zwar Musikwissenschaftler, aber da ich keine Zeit und kein Geld habe, alle Bibliotheken abzuklappern, um herauszufinden, für wen "Für Elise" wirklich gedacht war, träume ich mir mal einfach etwas zusammen (dies ist ja auch kein wissenschaftlicher Blog, nur einer der Spaß machen und Interesse wecken soll :D). Und da ich Romantiker bin, stelle ich mir das einfach mal so vor. Beethoven kramte seine Skizzen zur Pastorale von 1808 hervor, weil er sich an das "anmuthige" Thema erinnerte, das doch so schön zur Therese passen würde. Er würde ihr ein schönes "Klavierstückchen" schreiben, und ihr dieses zur Hochzeit schenken. Er überlegte schon gewissenhaft darüber nach, wie er ihr einen schönen Heiratsantrag machen könnte und sammelte sich bereits alle bürokratischen Unterlagen zusammen, die er für die Heirat bräuchte. Das fließende Stückchen war bald vollkommen, so vollkommen wie die wunderschöne Therese. Und es würde nur für seine Therese sein. Ein privates Schätzchen für seinen Schatz.

Das WoO 59. 

Doch es kam anders. Beethoven wurde abgewiesen. Mit gebrochenem Herzen stürmte er nach Hause. Seine beiden vollkommenen Schätze blieben zurück.

 

1822 bearbeitete Beethoven das Stück noch einmal, um es als Nr.12 am Ende eines Zyklus von Bagatellen zu veröffentlichen, was aber nie geschah. Schließlich war seine Liebe zur Therese keine Bagatelle.

Therese um 1810 im Kreise ihrer Familie

Therese von Droßdik wurde am 1. Januar 1792 als Therese Malfatti in Wien geboren. 1806 wurde sie über den neuen Titel ihres Vaters "Edler von Rohrenbach zu Dezza" in den Adelsstand erhoben. Durch die Bekanntschaft ihrer Schwester Anna mit Beethovens Freund Ignaz von Gleichenstein, den sie später im Jahr 1811 heiratete, lernte der 40-jährige Beethoven 1810 die 18-jährige Therese kennen und fühlte sich mit ihr zusammen so wohl, dass er kurz darauf um ihre Hand anhielt, wie wir ja schon wissen leider erfolglos.

 

Therese heiratete 6 Jahre später den 21 Jahre älteren k. k. Hofrat Johann Wilhelm von Droßdik, der ca. ein Jahr nach Thereses Tod im Jahr 1852 verstarb.

 

Therese bezeichnete sich selbst als Schülerin Beethovens und spielte seine Sonaten mit großer Virtuosiät.

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Nun, eines wissen wir zu 100%:

 

Elise war nicht blau!

 

 

...zumindeste nicht sooooo blau....

 

 

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Dieses Beispiel finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen, denn für mich steht da nicht "Elise", sondern ganz einfach Dherese-rese, wenn man ab dem D rückwärts liest: 

 

D - H - E - Dis(ES) - E - Dis(ES) - E

 

Wenn ich jetzt das mal mit Therese vergleiche und es sächsisch auspreche wie die Dherese aus Dheresden, dann kommen wir der ganzen Sache schon näher:

 

D - H - E - Dis(ES) - E - Dis(ES) - E

T - H - E - R - ES - E -  (R - ES - E)

 

Und wenn man Ton für Ton die Buchstaben verteilt, dann geht es auch genau auf:

 

D - H - E - Dis(ES) - E - Dis(ES) - E

T - H - E - R -        E - S -         E

 

Gut, das R hab ich mir jetzt einfach mal so dazugedichtet, aber im Wort "Kreuz" ist ja eins drin. Da klauen wir uns einfach das R heraus, dann ist das Kreuz ein Keuz, also kein Kreuz mehr und wandeln es einfach mal so in ein B-Vorzeichen, so dass aus dem Dis ein Es wird, weil wir das Es hier besser gebrauchen können. Die gute Dame heißt ja auch Therese und nicht Therdise (Reimt sich aber schön auf Elise). Vielleicht hat Beethoven im Stillen die Therese einfach Rese genannt und daraus ist das Dhereserese geworden.

 

Eine Konversation könnte in heutiger Zeit so gewesen sein:

"Hi Rese, na, wie gehts? Schau mal, ich hab Dir was mitgebracht!"

"Oh, hi Ludwich, ja, was denn?"

"Diesmal keine Pralinen, aber was anderes! Ich hab Dir was komponiert!"

"Was? Echt?"

"Schau mal, ich hab hier Deinen Namen eingebaut. Wenn Du ab hier mal rückwärts liest - D -H.."

"Mann, voll krass! Aber da steht ja ein DIS? Ich heiss ja nicht TherDISe?"

"Na, klar, das weiss ich doch! Es soll ja auch net gleich jeder sehen, dass da Therese steht!"

"Achso? Na dann kannst Du das Stückchen ja einfach Elise nennen. Das reimt sich auf Therdise!"

 

Die Perfektionisten unter Euch werden jetzt fragen: Und was machen wir mit dem C&A? 

Heutzutage gehen manche dort einkaufen, aber da wir ja rückwärts lesen, können wir uns jetzt Gedanken über A&C machen.

ACDC passt auch nicht. Hm, Brainstorming.... AC-DHERESERESE - (Horst Schlämmertonfall:) Ach 'chätzelein, Dherese- Rese...

 

Nun ja, ich habe keine Ahnung, bestimmt ein Insider zwischen Ludwich und Rese!

 

 

Und welche Erinnerungen, Erlebnisse und Geschichten habt ihr bei "Elise"? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

 

 

(Kommentare werden erst sichtbar, wenn ich sie freigeschaltet habe. Um die Kommentare zu sehen, muss man oben auf den Titel klicken. Wenn der Code nicht erkannt wird, dann stelle bitte sicher, dass Java und Cookies akzeptiert werden. 

11 Kommentare

Sa

18

Apr

2015

Panikanfälle und Lampenfieber - wie kann man damit umgehen?

 

Ein Kollege fragte einmal, wie er mit Panikanfällen und Lampenfieber beim Orgelspielen während des Gottesdienstes umgehen könne. Meine Antwort an ihn möchte ich hier gerne wiedergeben, da sie vielleicht dem einen oder anderen genauso helfen kann, wie sie auch meinem Kollegen geholfen hat. Ich schrieb ihm folgendes:

 

"Du bist ein Mensch und kein Mensch ist perfekt. Jeder Mensch darf Fehler machen und niemand muss irgendetwas perfekt vortragen können.

Die Erwartungen der Gemeinde stehen wahrscheinlich in keinem Verhältnis zu den Erwartungen, die Du dir selber stellst. Wenn Du perfekt sein willst, dann stellst Du dich selber unter Druck. Die Gemeinde will keine Perfektion, sie will Musik zum Ankommen, zum Verweilen, zum Nachdenken, zum Mitsingen.... 

Wenn du eine Strophe zu viel gespielt hast - na und? Wenn Du eine Strophe zuwenig gespielt hast, auch egal. Es ist NICHT schlimm! 

Du hast vielleicht z.B. vergessen, das Halleluja zu spielen, oder Du hast irgendeinen Einsatz verpasst. Kein Problem, auch die Pfarrer vergessen einiges, verplappern sich, bekommen Hustenanfälle, stottern mal herum. Na und? Es macht nix! Es passiert! Selbst Kassettenrekorder haben Bandsalat, Plattenspieler Kratzer und CD-Playerlaser springen.

 

Mach Dir klar, dass der Pfarrer, die Gemeinde und Du wie eine Familie seid, die gemeinsam einen Gottesdienst gestaltet. Es geht nie um einzelne Leistungen. Daher halte ich es auch für verkehrt, wenn manch Organist, sein Können unter Beweis stellen will und irgendwelche Konzertstücke aufführt, die nicht in den Gottesdienst gehören.

 

Die Gemeinde ist froh, wenn ein Organist da ist, der Musik macht. Die allermeisten hören nicht einmal wenn Du einen Fehler machst! Die eigene Wahrnehmung ist immer total verfälscht gegenüber der Wahrnehmung, die andere über dich haben.

Es gibt Tage, da findet man, dass man selbst schlecht aussieht. Mal sieht man älter aus, mal müder, dann findet man sich wieder attraktiver, dann wieder zum zuhause bleiben. Schau Dir dann mal die anderen Leute an. Sehen sie nicht jeden Tag aus wie immer? Oder wie mein indischer Bekannter mal gesagt hat "Ihr Europäer seht doch alle gleich aus!"

 

Schreib Dir ein paar Schlüsselsätze auf, die dir helfen und mache sie Dir so oft es geht bewusst, bis sie selbstverständlich sind.

Z.B. Ich bin gut, so wie ich bin.

Es ist absolut ok, wenn ich Fehler mache, niemand ist perfekt.

Ich habe Freude an der Musik.

usw.

Als Kulturwissenschaftler habe ich mich viel mit Verhaltensformen der Menschheit beschäftigt, aber vieles, was ich jetzt hier schreibe, resultiert aus meinen eigenen Erfahrungen.

 

Im Netz habe ich auch noch diesen interessanten Artikel gefunden, der viel gute und hilfreiche Tipps enthält:

http://www.dr-michael-bohne.de/fileadmin/user_upload/pdf/Artikel_das_Orchester.pdf

 

Darin heisst es: "Chopin hat gesagt, Lampenfieber sei nichts anderes, als mehr zeigen zu wollen, als man kann."

Ich finde, in dem Satz steht schon ein Hauptgedanke drin. Andere Gedanken sind auch:

 

Angst vor Blamage

Angst nicht gut genug zu sein

Kein Selbstbewusstsein, (oder zu wenig)

Falsche eigene Wahrnehmung

....

 

Alle haben mehr oder weniger Lampenfieber. Es gehört dazu. Die einen können besser damit umgehen, die anderen nicht. Aber man kann Techniken anwenden, damit es besser wird. An Weihnachten habe ich mehr Lampenfieber, als bei einem Abendgottesdienst, nur weil mehr Leute da sind und weil man da etwas "Besonderes" spielen "muss". Aber "muss" man wirklich? Und was ist "besonders"?

 

Meistens spiele ich bei Festgottesdiensten dann Stücke, bei denen ICH mich wohlfühle, die noch nicht so ganz neu sind und die ich schon einmal gespielt habe. Es kann auch sein, dass ich extra ein neues Stück übe, aber mir nicht sicher genug bin, wenn es dann soweit ist (z.B. Ostern). Dann kann es sein, dass ich es kurz vorm Gottesdienst einfach wieder wegpacke und etwas spiele, bei dem ich mir sicherer bin. Ich habe also immer eine "Sicherheitsmusik" in der Tasche. Das alles sind meine eigenen Ansprüche und der Gemeinde ist es so ziemlich egal, ob es nun ein Stück ist, das sie vielleicht schon mal gehört haben (aber sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können), oder ob es ein "Neues" ist (das für mich neu ist).  

 

Überleg Dir mal, was Dir als Gottesdienstbesucher wichtig ist. Du sitzt auf der Kirchenbank, blätterst in den Gesangbuchseiten, hörst die Glocken und wartest bis der GD beginnt. Du denkst nicht darüber nach, dass der Pfarrer total aufgeregt ist und ihm vielleicht die Hände zittern und er einen trockenen Mund hat. Du denkst auch nicht darüber nach, dass jetzt da oben hinter der Orgel ein Organist mit Lampenfieber sitzt. Die Musik beginnt und du kommst einfach an. Der Organist macht Fehler, aber Du merkst es nicht. Der Organist regt sich furchtbar über den Fehler auf, muss aber natürlich weiterspielen, die Konzentration geht flöten und er macht noch mehr Fehler und regt sich noch mehr auf. Du bekommst davon nichts mit, sondern bist in Gedanken versunken. Der Organist verspielt sich ziemlich heftig. Du horchst kurz auf, - war da was falsch? - aber die Musik läuft wieder schön weiter und vielleicht war es einfach nur eine interessante Harmonie, die zur Musik gehört. Der Fehler geht so schnell vorbei und man ist sofort durch neue Musik abgelenkt, dass Fehler gar nicht als solche wahrgenommen werden. 

Der Organist, der das Stück öfter geübt hat und in und auswendig kennt, will dagegen für sich selber fehlerfrei spielen und regt sich dann auf, wenn doch einer passiert. 

 

Mir ging das früher auch so! (und manchmal auch heute noch). Ich wollte immer fehlerfrei spielen, perfekt sein und setzte mich so immer selber unter Druck. Aber für was? Es bekommt ja selten jemand mit?! Seit mir bewusst ist, dass ich einfach so gut ich es jetzt eben kann, schön spielen möchte, mit Musikalität, mit Hingabe und mit dem Zuhören und Fühlen der eigenen Musik, sind mir Fehler immer unwichtiger geworden. 

 

Mit der Zeit hilft auch eine gewisse Routine und das Kennenlernen der Gemeinde, ein kleiner Plausch mit den Leuten, bisschen Kaffeeklatsch und sich wohlfühlen.

 

Was hilft konkret gegen Lampenfieber. Es hilft herumzulaufen um den Adrenalinspiegel zu senken. Man kann magnesiumhaltige Lebensmitteln essen, z.B. Sonnenblumenkerne knabbern; 

Es gibt Klopftechniken (Google: Lampenfieber Klopftechnik), Atemübungen, tief einatmen und versuchen nicht zu viel "Falsches" zu denken oder überhaupt viel zu grübeln. 

"Falsches" ist z.B. Hoffentlich mache ich keine Fehler; Ich muss fehlerfrei spielen; Gleich muss ich spielen; Die Gemeinde erwartet fehlerfreies Spiel von mir; Ich will nichts falsch machen usw.

Positives Denken hilft mir: z.B. Heute spiele ich schöne Musik. Ich gebe mir viel Mühe und es ist gut so, wie es ist und wie es wird. Ich spiele für meine Freunde, für Oma, für Paula, oder irgendjemanden, den ich mag.

 

Du musst also den Fokus Deiner Gedanken verschieben. Das wird vielleicht nicht von jetzt auf nachher gehen und es wird immer gute und schlechtere Tage geben, aber man kann es tatsächlich trainieren! 

 

Ich schätze ein grosser Aspekt ist das Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen. Es gibt immer jemand der besser ist als Du. Das denken auch die Profimusiker. Der grössere Teil wird von Selbstzweifeln geplagt, dabei feiert sie das Publikum als Topstars in der Klassikszene oder sonstwo. Es gibt aber eben auch viele, die nicht so gut spielen können wie Du.

Es ist doch toll, dass Du wieder Orgel spielst und es mit anderen teilen möchtest! Sei stolz darauf, dass Du Orgel spielen kannst, so wie Du es eben kannst und viele andere haben Freude daran einfach nur Dir zuzuhören!

Es scheint, dass Du im Leben immer das Gefühl hattest nicht gut genug zu sein, Angst vor Versagen usw. 

Dabei hast Du schon so viel im Leben geschafft, Studium, Beruf, was auch immer! Das ist wichtig, dass Du das anerkennst!

 

Meine beiden begabtesten Schüler sind die schüchternsten. Bei einer Orgelführung trauten sie sich als einzige nicht, wie alle anderen Schüler auf der Orgel zu spielen. Sie sind Scheidungskinder. Man kann an ihrer Körperhaltung sehen, dass sie kein Selbstbewusstsein haben (durch die Erfolge im Klavier spielen wird es aber besser :-) ), aber sie haben privat wieder einen herben Rückschlag erlitten, als der Stiefvater plötzlich auch nichts mehr von Ihnen wissen wollte, wie ihr Vater.

Das krasse Gegenteil ist mein neuester Schüler. Er kann noch kein "richtiges" Stück. Er spiel die Cs, abwechslend mit links und rechts in vorgegebenen Rhythmus. Aber er war immer der erste, der gebrüllt hat, dass er zuerst spielen möchte (wir haben zwei Orgeln angeschaut). Dabei konnte er noch überhaupt nichts spielen!! Er spielte einfach irgendwas und hatte seine Freude daran! Und wir alle haben uns fast die Ohren zugehalten, aber uns darüber gefreut, wie er begeistert die Tasten der Orgel drückt!

 

Stichwort Körperhaltung! Körperhaltung hilft! Setzt dich aufrecht hin. Du bist beim Spielen der Chef an der Orgel, Du machst die Musik - das hilft für das Selbstbewusstsein.

 

Auf meiner Homepage gibt es auch so eine Geschichte über einen Geiger, der so von sich überzeugt war toll zu spielen, dass wir ihm das geglaubt haben und dann kamen nur quietschende Geräusche heraus.... Er liess sich nicht beirren und spielte mit voller Inbrunst.... (es ist die Geschichte Ewigkeitssonntag http://www.klavierunterricht-bei-marion.de/aus-dem-organistenleben/)

Und ihm war es völlig egal, was andere über ihn gedacht haben!

 

Jetzt hab ich wieder viel geschrieben :-) 

 

Liebe Grüsse

marion"

 

Wie geht es Euch mit Lampenfieber? 

 

2 Kommentare

Mo

23

Jan

2012

Für Elise – oder wie alles begann

http://www.youtube.com/watch?v=yAsDLGjMhFI&feature=related

 

Hier spielt Valentina Lisitsa „Für Elise“ als Zugabe. Anfangs hört man Gelächter im Publikum, weil niemand „Für Elise“ erwartet hatte.

Die einen dachten vielleicht, „Oh, Elise, die kenn ich!“

Die meisten bewunderten wahrscheinlich den Mut der Pianistin eine so „einfache“ Zugabe zu spielen, wiederum andere überlegten wohl, dass scheinbar einfache Stücke meist die Schwereren sind. Ich schliesse mich der letzten Gruppe an, denn es ist keine leichte Aufgabe die Elise so zu spielen, ohne dass sie einem gleich zum Hals heraushängt.

 

Wenn heute Klavierschüler zu mir kommen und die Elise spielen wollen, denke ich „Oh, nö, nicht die Elise!“ und sage „Oh, die Elise! Kennst Du denn auch den Mittelteil?“ - "Mittelteil?"

Meist lasse ich mich breitschlagen nur die erste Seite einzuüben, denn die Motivation und Übbereitschaft der Schüler geht vor, obwohl sie den Mittelteil aus technischen Gründen noch nicht spielen können.

 

Auch wenn Valentina die Elise sehr schön spielt, ich bin kein Elisenfan (ausser Lebkuchen), denn sie hängt mir schon seit ich 9 Jahre alt bin meistens zum Hals heraus, nicht immer, aber meistens. Dabei fing mit ihr eigentlich erst alles an…

 

1984 dudelte wochenlang die Elise in den Räumen meines Elternhauses -

du-del-du-del-du du-dudel-duuu

oder besser:

du-del-du – äh, noch mal anfangen, du-de…. du-del-du-del-ddd…. duuuudd… dudeldudelduuu- huuuuu

meine Tante übte…

 

Meine Tante spielte Klavier und ich wollte es auch lernen. Meine Eltern hatten nie viel Geld, aber zum Glück schickten sie mich doch in den Klavierunterricht der Musikschule.

 

Papa hörte damals schon viel klassische Musik und ich lernte die ganzen Chopin Etüden, Schumanns Werke, Beethovens Konzerte und vieles andere kennen, hatte aber viele Jahre keine Ahnung, von wem die ganzen klassischen Stücke überhaupt waren, die ich da immer hörte.

 

Das Klavier stand im Klavierzimmer meiner Grosseltern im Erdgeschoss meines Elternhauses väterlicherseits. Das Zimmer war recht gross und durch einen offenen Bogen zweigeteilt. Es wurde von der Familie nur zu besonderen Anlässen benutzt. Also eigentlich nur an Weihnachten, wo die grosse Familie heile Welt spielte und aber ansonsten meistens verstritten war.

 

Im Klavierzimmer war es immer kalt. Wenn ich üben wollte, musste ich eine halbe Stunde vorher die beiden Heizkörper auf 5 stellen, damit es wenigstens ein bisschen warm war (aber das war auch ein gutes Training für meinen späteren Organistenjob in meist kalten Kirchen).

 

Eigentlich darf ich es hier gar nicht hinschreiben, aber ich glaube, ich habe die ersten 7 Klavierjahre nicht sehr viel geübt.

Mein erstes Stück war ein brutales Kinderlied (was einem aber erst im Erwachsenenalter auffällt): 

„Ist ein Mann in Brunnen g’fallen, hab ihn hören plumpsen, wär er nicht hineingefallen, wär er nicht ertrunken“.

Erster Klavierunterricht und schon die erste Leiche (und heute bin ich mit einem Kriminaloberkommissar verheiratet, haha)!

 

Ich bekam dann aber gleich mein erstes Klavierheft „Kleine Finger am Klavier“. Ich war so neugierig, welche Stücke darin enthalten waren, dass ich von vorne bis hinten alle Stücke vom Blatt durchspielte. Natürlich anfangs meist nur im Schneckentempo. Das machte ich mit jedem neuen Heft so. Und ich war jedes Mal stolz, wenn mir die Klavierlehrerin am Ende des Heftes die Urkunde unterschrieb...

 

(Schüler bitte nächsten Satz NICHT lesen!)

Meine „Hausaufgaben“ übte ich immer nur eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn. Ich denke mal, wenn ich die ersten Jahre nicht so „faul“ gewesen wäre, wäre ich vielleicht heute Konzertpianist geworden. Aber Gott sei Dank ist alles anders gekommen….

 

Eigentlich ist die Elise ja schön und wenn ich sie gelegentlich (also alle 3 Jahre mal) vom Blatt spiele bekomme ich sogar Gänsehaut. Doch warum nervt sie mich meistens? Liegt es daran, dass jeder glaubt, sie spielen zu können? Im Youtube-Getümmel gibt es ja allerlei Versionen. 

 

Am besten finde ich ja diese Version hier:

http://www.youtube.com/watch?v=pAiHR-TUnco&feature=related

 

.............................................................................................

Ich denke, kein anderes klassisches Stück löst so viele verschiedene kreative Schübe im Menschen aus wie "für Elise". Auf Youtube kann man Tage verbringen, um sich alle anzutun, aber ich habe mal hier meine Favoriten-Auswahl zusammen gestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Haftung der einzelnen Links). Falls jemand ein Problem mit den Links hat, dann bitte melden und ich entferne den „Problemlink“:

 

Die klassische Gitarren-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S9BUlFoTTcw

more Spanish-style

http://www.youtube.com/watch?v=dTQ0imT5-aA&feature=fvwrel

 

Der Elisenblues

http://www.youtube.com/watch?v=v8QtrY3iIg0

 

Die Glasharfen-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=47TGXJoVhQ8

 

Die Scanner-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=S53Mly3A8c8

 

Die Muppets-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=afc-zsBMT-g&feature=related

 

Die Drummer-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=onAchRQRs2s

 

Die Tango-Elise – Olé!

http://www.youtube.com/watch?v=Boidi3swrXU

 

Die Elise Brasiliera

http://www.youtube.com/watch?v=fi7LEsXPjkM

 

Die Ich-tob-mich-aus-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=M8b0Q0zyXMU&feature=related

 

Die Drehorgel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j8I1GQv0QcE&feature=related

 

Die Glockenspiel-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=jMO0eMVFKQY

 

Die Hüftschwung-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=KYdXMFjE9Gk&feature=related

 

Die Bharatanatyam-Grinsekatze-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=NJcBaAVm8aY

 

Die indische Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cDQG0vHmI-o

 

Die Arghh-Ugly-Playing-Dancing-Baby-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=j9viOCf1lXQ

 

Die Boogie-Woogie-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=on5-5rdRHBk

 

Die Uuuuupps-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=12rioESy2fg

 

Die Sportskanone-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=cT-FAHrjnqw&feature=related

 

Die falsche Elise

http://www.youtube.com/watch?v=BmMMTWEG6kw

 

Die Vollmond-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=DYgjZpp4NPE

 

(Selbst die Tierwelt schreckt vor nichts zurück)

Die Papageien-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=hPxFZVx5jVo&feature=related

 

Meine Lieblingspianisten-Marek-und-Vacek-20-Finger-Elise

http://www.youtube.com/watch?v=2HpxSU3Ojtk

 

Die Jack-Black-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=7G1JcCiiu5w

 

Die Schmuse-Elise 

http://www.youtube.com/watch?v=UQM6T0ScT3M&feature=c4-overview-vl&list=PL1LeGtsEGV9c6gKO3PQU92nYPgO6ELJhq

 

Die Liste lässt sich kilometerweit erweitern und ich muss sagen, es macht doch Spass nach solchen kreativen Ausschweifungen im Netz zu suchen. 

 

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Sa

18

Apr

2015

Panikanfälle und Lampenfieber - wie kann man damit umgehen?

 

Ein Kollege fragte einmal, wie er mit Panikanfällen und Lampenfieber beim Orgelspielen während des Gottesdienstes umgehen könne. Meine Antwort an ihn möchte ich hier gerne wiedergeben, da sie vielleicht dem einen oder anderen genauso helfen kann, wie sie auch meinem Kollegen geholfen hat. Ich schrieb ihm folgendes:

 

"Du bist ein Mensch und kein Mensch ist perfekt. Jeder Mensch darf Fehler machen und niemand muss irgendetwas perfekt vortragen können.

Die Erwartungen der Gemeinde stehen wahrscheinlich in keinem Verhältnis zu den Erwartungen, die Du dir selber stellst. Wenn Du perfekt sein willst, dann stellst Du dich selber unter Druck. Die Gemeinde will keine Perfektion, sie will Musik zum Ankommen, zum Verweilen, zum Nachdenken, zum Mitsingen.... 

Wenn du eine Strophe zu viel gespielt hast - na und? Wenn Du eine Strophe zuwenig gespielt hast, auch egal. Es ist NICHT schlimm! 

Du hast vielleicht z.B. vergessen, das Halleluja zu spielen, oder Du hast irgendeinen Einsatz verpasst. Kein Problem, auch die Pfarrer vergessen einiges, verplappern sich, bekommen Hustenanfälle, stottern mal herum. Na und? Es macht nix! Es passiert! Selbst Kassettenrekorder haben Bandsalat, Plattenspieler Kratzer und CD-Playerlaser springen.

 

Mach Dir klar, dass der Pfarrer, die Gemeinde und Du wie eine Familie seid, die gemeinsam einen Gottesdienst gestaltet. Es geht nie um einzelne Leistungen. Daher halte ich es auch für verkehrt, wenn manch Organist, sein Können unter Beweis stellen will und irgendwelche Konzertstücke aufführt, die nicht in den Gottesdienst gehören.

 

Die Gemeinde ist froh, wenn ein Organist da ist, der Musik macht. Die allermeisten hören nicht einmal wenn Du einen Fehler machst! Die eigene Wahrnehmung ist immer total verfälscht gegenüber der Wahrnehmung, die andere über dich haben.

Es gibt Tage, da findet man, dass man selbst schlecht aussieht. Mal sieht man älter aus, mal müder, dann findet man sich wieder attraktiver, dann wieder zum zuhause bleiben. Schau Dir dann mal die anderen Leute an. Sehen sie nicht jeden Tag aus wie immer? Oder wie mein indischer Bekannter mal gesagt hat "Ihr Europäer seht doch alle gleich aus!"

 

Schreib Dir ein paar Schlüsselsätze auf, die dir helfen und mache sie Dir so oft es geht bewusst, bis sie selbstverständlich sind.

Z.B. Ich bin gut, so wie ich bin.

Es ist absolut ok, wenn ich Fehler mache, niemand ist perfekt.

Ich habe Freude an der Musik.

usw.

Als Kulturwissenschaftler habe ich mich viel mit Verhaltensformen der Menschheit beschäftigt, aber vieles, was ich jetzt hier schreibe, resultiert aus meinen eigenen Erfahrungen.

 

Im Netz habe ich auch noch diesen interessanten Artikel gefunden, der viel gute und hilfreiche Tipps enthält:

http://www.dr-michael-bohne.de/fileadmin/user_upload/pdf/Artikel_das_Orchester.pdf

 

Darin heisst es: "Chopin hat gesagt, Lampenfieber sei nichts anderes, als mehr zeigen zu wollen, als man kann."

Ich finde, in dem Satz steht schon ein Hauptgedanke drin. Andere Gedanken sind auch:

 

Angst vor Blamage

Angst nicht gut genug zu sein

Kein Selbstbewusstsein, (oder zu wenig)

Falsche eigene Wahrnehmung

....

 

Alle haben mehr oder weniger Lampenfieber. Es gehört dazu. Die einen können besser damit umgehen, die anderen nicht. Aber man kann Techniken anwenden, damit es besser wird. An Weihnachten habe ich mehr Lampenfieber, als bei einem Abendgottesdienst, nur weil mehr Leute da sind und weil man da etwas "Besonderes" spielen "muss". Aber "muss" man wirklich? Und was ist "besonders"?

 

Meistens spiele ich bei Festgottesdiensten dann Stücke, bei denen ICH mich wohlfühle, die noch nicht so ganz neu sind und die ich schon einmal gespielt habe. Es kann auch sein, dass ich extra ein neues Stück übe, aber mir nicht sicher genug bin, wenn es dann soweit ist (z.B. Ostern). Dann kann es sein, dass ich es kurz vorm Gottesdienst einfach wieder wegpacke und etwas spiele, bei dem ich mir sicherer bin. Ich habe also immer eine "Sicherheitsmusik" in der Tasche. Das alles sind meine eigenen Ansprüche und der Gemeinde ist es so ziemlich egal, ob es nun ein Stück ist, das sie vielleicht schon mal gehört haben (aber sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können), oder ob es ein "Neues" ist (das für mich neu ist).  

 

Überleg Dir mal, was Dir als Gottesdienstbesucher wichtig ist. Du sitzt auf der Kirchenbank, blätterst in den Gesangbuchseiten, hörst die Glocken und wartest bis der GD beginnt. Du denkst nicht darüber nach, dass der Pfarrer total aufgeregt ist und ihm vielleicht die Hände zittern und er einen trockenen Mund hat. Du denkst auch nicht darüber nach, dass jetzt da oben hinter der Orgel ein Organist mit Lampenfieber sitzt. Die Musik beginnt und du kommst einfach an. Der Organist macht Fehler, aber Du merkst es nicht. Der Organist regt sich furchtbar über den Fehler auf, muss aber natürlich weiterspielen, die Konzentration geht flöten und er macht noch mehr Fehler und regt sich noch mehr auf. Du bekommst davon nichts mit, sondern bist in Gedanken versunken. Der Organist verspielt sich ziemlich heftig. Du horchst kurz auf, - war da was falsch? - aber die Musik läuft wieder schön weiter und vielleicht war es einfach nur eine interessante Harmonie, die zur Musik gehört. Der Fehler geht so schnell vorbei und man ist sofort durch neue Musik abgelenkt, dass Fehler gar nicht als solche wahrgenommen werden. 

Der Organist, der das Stück öfter geübt hat und in und auswendig kennt, will dagegen für sich selber fehlerfrei spielen und regt sich dann auf, wenn doch einer passiert. 

 

Mir ging das früher auch so! (und manchmal auch heute noch). Ich wollte immer fehlerfrei spielen, perfekt sein und setzte mich so immer selber unter Druck. Aber für was? Es bekommt ja selten jemand mit?! Seit mir bewusst ist, dass ich einfach so gut ich es jetzt eben kann, schön spielen möchte, mit Musikalität, mit Hingabe und mit dem Zuhören und Fühlen der eigenen Musik, sind mir Fehler immer unwichtiger geworden. 

 

Mit der Zeit hilft auch eine gewisse Routine und das Kennenlernen der Gemeinde, ein kleiner Plausch mit den Leuten, bisschen Kaffeeklatsch und sich wohlfühlen.

 

Was hilft konkret gegen Lampenfieber. Es hilft herumzulaufen um den Adrenalinspiegel zu senken. Man kann magnesiumhaltige Lebensmitteln essen, z.B. Sonnenblumenkerne knabbern; 

Es gibt Klopftechniken (Google: Lampenfieber Klopftechnik), Atemübungen, tief einatmen und versuchen nicht zu viel "Falsches" zu denken oder überhaupt viel zu grübeln. 

"Falsches" ist z.B. Hoffentlich mache ich keine Fehler; Ich muss fehlerfrei spielen; Gleich muss ich spielen; Die Gemeinde erwartet fehlerfreies Spiel von mir; Ich will nichts falsch machen usw.

Positives Denken hilft mir: z.B. Heute spiele ich schöne Musik. Ich gebe mir viel Mühe und es ist gut so, wie es ist und wie es wird. Ich spiele für meine Freunde, für Oma, für Paula, oder irgendjemanden, den ich mag.

 

Du musst also den Fokus Deiner Gedanken verschieben. Das wird vielleicht nicht von jetzt auf nachher gehen und es wird immer gute und schlechtere Tage geben, aber man kann es tatsächlich trainieren! 

 

Ich schätze ein grosser Aspekt ist das Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen. Es gibt immer jemand der besser ist als Du. Das denken auch die Profimusiker. Der grössere Teil wird von Selbstzweifeln geplagt, dabei feiert sie das Publikum als Topstars in der Klassikszene oder sonstwo. Es gibt aber eben auch viele, die nicht so gut spielen können wie Du.

Es ist doch toll, dass Du wieder Orgel spielst und es mit anderen teilen möchtest! Sei stolz darauf, dass Du Orgel spielen kannst, so wie Du es eben kannst und viele andere haben Freude daran einfach nur Dir zuzuhören!

Es scheint, dass Du im Leben immer das Gefühl hattest nicht gut genug zu sein, Angst vor Versagen usw. 

Dabei hast Du schon so viel im Leben geschafft, Studium, Beruf, was auch immer! Das ist wichtig, dass Du das anerkennst!

 

Meine beiden begabtesten Schüler sind die schüchternsten. Bei einer Orgelführung trauten sie sich als einzige nicht, wie alle anderen Schüler auf der Orgel zu spielen. Sie sind Scheidungskinder. Man kann an ihrer Körperhaltung sehen, dass sie kein Selbstbewusstsein haben (durch die Erfolge im Klavier spielen wird es aber besser :-) ), aber sie haben privat wieder einen herben Rückschlag erlitten, als der Stiefvater plötzlich auch nichts mehr von Ihnen wissen wollte, wie ihr Vater.

Das krasse Gegenteil ist mein neuester Schüler. Er kann noch kein "richtiges" Stück. Er spiel die Cs, abwechslend mit links und rechts in vorgegebenen Rhythmus. Aber er war immer der erste, der gebrüllt hat, dass er zuerst spielen möchte (wir haben zwei Orgeln angeschaut). Dabei konnte er noch überhaupt nichts spielen!! Er spielte einfach irgendwas und hatte seine Freude daran! Und wir alle haben uns fast die Ohren zugehalten, aber uns darüber gefreut, wie er begeistert die Tasten der Orgel drückt!

 

Stichwort Körperhaltung! Körperhaltung hilft! Setzt dich aufrecht hin. Du bist beim Spielen der Chef an der Orgel, Du machst die Musik - das hilft für das Selbstbewusstsein.

 

Auf meiner Homepage gibt es auch so eine Geschichte über einen Geiger, der so von sich überzeugt war toll zu spielen, dass wir ihm das geglaubt haben und dann kamen nur quietschende Geräusche heraus.... Er liess sich nicht beirren und spielte mit voller Inbrunst.... (es ist die Geschichte Ewigkeitssonntag http://www.klavierunterricht-bei-marion.de/aus-dem-organistenleben/)

Und ihm war es völlig egal, was andere über ihn gedacht haben!

 

Jetzt hab ich wieder viel geschrieben :-) 

 

Liebe Grüsse

marion"

 

Wie geht es Euch mit Lampenfieber? 

 

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